Freitag, 1. März 2019
Eleison Kommentare DCVII (607)

Ein Konvertit heute — I

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DCVII (607)

Ein Mensch, der nichts anderes will als das ewige Leben 
Kann sich mit Gottes Hilfe über jeden Streit erheben.

 

Ein Kollege hat dem Verfasser dieser „Kommentare” eben geschrieben, die Situation der Kirche sei weit schlimmer, als der Verfasser ahne: „Es ist eine Illusion zu glauben, daß wir die Dinge wieder ins Lot bringen können. Wir müssen dem Glauben treu bleiben und die wenigen Seelen retten, die Gott benutzen wird, wenn Seine Zeit kommt.“ Der Verfasser stimmt dieser Sicht der Dinge vorbehaltlos zu und denkt dabei an eine Zeile aus Virgils Äneis (II, 353): „Für die Verlorenen liegt die einzige Hoffnung darin, jede Hoffnung aufzugeben.“ Doch dem Menschen zu trauen, ist für einen Jünger Christi lediglich weniger töricht, als Gott zu mißtrauen. Hier der Text eines E-Mails an den Verfasser, in dem klar die Hand des Herrgotts zu erkennen ist, der eine junge, Ihm zuvor fern stehende Seele bekehrt. In der vorliegenden Ausgabe dieser „Kommentare“ geben wir seine Bitte um Rat wieder; welche Antwort er darauf erhielt, wird Gegenstand der nächsten beiden Ausgaben sein.

 
Hochwürden, ich bin ein junger Mann und etwas verzweifelt, weil ich nicht weiß, was ich tun soll. Vielleicht können Sie, Hochwürden, mir einige Ratschläge erteilen. Gestatten Sie mir, Ihnen einige Worte über meinen Hintergrund zu sagen.

Bis zu meinem 18. Altersjahr war ich ein „normaler” Teenager, nach Strich und Faden betrogen, weil ich alles akzeptierte, was die neue, moderne Welt mir gab. Ich versuchte, mich dieser anzupassen, hatte jedoch stets das Gefühl, sie sei gegen die menschliche Natur, und tief in ihrem Inneren fehle etwas. Obwohl ich getauft war, hatte ich nie wie ein Katholik gelebt, ja nicht einmal an Gott gedacht, weil der Würgegriff, in dem die atheistische materielle Welt mich gefangen hielt, einfach zu stark war. Allerdings war ich ein guter Schüler, und meine Eltern waren vermögend genug, um mir eine Hochschulbildung zu bezahlen, so dass ich mit 18 an die Universität ging, um Management zu studieren. Doch nach einer Weile begann ich durch die Gnade Gottes zu erkennen, daß die Dinge durchaus nicht so sind, wie die Medien und die heutigen Menschen sie darstellen. Voll Zorn und Verachtung für die moderne Gesellschaft mit ihren Lügen und ihrer Korruption brach ich mein Universitätsstudium ab und schrieb mich an die Offiziershochschule der Armee ein, weil ich immer in guter körperlicher Verfassung gewesen war und bereit war, der „verweichlichten linken Gesellschaft“ zu trotzen.

Doch auch das war nicht Gottes Plan für mich. Im Ausbildungslager erwies mir Gott die ungeheure Gnade, mir den Weg zur Bekehrung zu weisen und meinen Glauben zu stärken. Als ich das Ausbildungslager nach kurzer Zeit abschloß, war ich ein anderer Mensch, nicht länger voller Zorn und Verachtung, sondern enttäuscht und ratlos. Ich hatte begriffen, wie schwach meine Generation wegen unserer liberalen Erziehung und Ausbildung ist, und wie schwer es ist, dieser Widerstand zu leisten. Wir sind so sehr an den Komfort und an die vollkommene Freiheit gewohnt, daß sie uns unfähig zum Dienst an unseren Mitmenschen machen. Aber meine liberalen Eltern drängten mich weiterhin gegen meinen Willen, mein Universitätsstudium fortzusetzen, so daß ich mich ihnen fügen mußte. Dies geschah vor nicht allzu langer Zeit. Zu jener Zeit wollte es Gott, daß ich dank Erzbischof Lefebvre Bekanntschaft mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. und dem „Widerstand“ schloß. Mein Glaube erstarkte fortan rasch, weil ich den Zugang zur Wahrheit gefunden hatte. Ich begann die Bibel zu lesen und mich mit den Problemen der Konzilskirche und der modernen Welt zu befassen, und ich fing an, die 15 Mysterien des Rosenkranzes täglich zu beten, da es in meiner Gegend weit und breit keine tridentinische Messe gibt.

Und nun denke ich darüber nach, was ich tun soll. Ich empfinde den Wunsch, dem materiellen Leben zu entsagen, Gott näher zu kommen und den Glauben vertieft zu studieren, damit ich alles über den Katholizismus erfahren und andere bekehren kann. Aber weil ich jung bin und keinen Beruf gelernt habe, dachte ich, es wäre vielleicht besser, zuerst eine praktische Berufsausbildung zu absolvieren, beispielsweise als Zimmermann. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würde ich nicht einmal die Priesterlaufbahn ausschließen. Mein härtester Kampf war mein Versuch, meine Eltern mit Argumenten zu überzeugen und zu bekehren, aber sie meinten, ich sei durchgedreht oder nervlich zerrüttet, und seither herrscht bei uns zu Hause ständig Streit, weil ich mein Universitätsstudium nicht abschließen will. Deshalb weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich bin ganz allein; unter meinen Familienangehörigen oder Freunden gibt es keinen einzigen traditionalistischen Katholiken. Da ich immer noch keiner Arbeit nachgehe, habe ich es mir überlegt, an einen nicht allzu fernen Ort umzuziehen, wo es eine traditionalistische katholische Gemeinde gibt. Welchen Rat können Sie mir erteilen?

 

Kyrie eleison.

 

(1. März 2019)

 

 

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