Samstag, 29. Dezember 2018
Eleison Kommentare DXCVIII (598)

Das Problem

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DXCVIII (598)

Du willst der Lehre spotten und der Hölle doch ein Schnippchen schlagen?
Die Welt, das Fleisch, der Teufel selbst werden dir diesen Wunsch versagen!

 

Gottes Weg ist selten der einfache Weg. Hier ein E-Mail von einem Leser dieser „Kommentare“; er befasst sich mit einem Punkt, auf den hier häufig eingegangen wird, den man aber gar nicht oft genug zur Sprache bringen kann, weil er seit dem Jahre 2012 das Herz des Problems und der Gefahr für die Priesterbruderschaft St. Pius X. Darstellt, und dies in absehbarer Zukunft auch bleiben wird: Die Herabstufung der Doktrin.

Wenn ich darüber nachdenke, wie die Bruderschaft anno 2012 einen radikalen Kurswechsel vollzog, indem sie, statt wie bisher die Doktrin der Praxis, jetzt die Praxis der Doktrin überordnete, und wie sie schließlich eine geheime Übereinkunft traf, bei der kardinale Dinge nicht ausgesprochen, aber dennoch stillschweigend vereinbart wurden, glaube ich, daß sich das Hauptquartier der Priesterbruderschaft St. Pius X. verhalten hat wie die Kommunisten, deren Taktik im Frankreich der Nachkriegszeit darin bestand, den Katholiken zu sagen: „Seht, ihr wollt der Arbeiterklasse helfen, so wir auch wir es wollen, aber ihr habt den Glauben, während wir Atheisten sind. Klammern wir Fragen der Doktrin doch aus. Ihr laßt uns unsere marxistische Ideologie, und wir werden von euch nicht verlangen, euren Glauben aufzugeben. Laßt uns einfach zusammen handeln, um das Elend der Arbeiter zu lindern und den Opfern der modernen Gesellschaft ein wenig Hoffnung zurückzugeben.“ Und mit diesem Mittel wurden zahlreiche Arbeiterpriester, die sich bereit erklärt hatten, ein Leben als Fabrikarbeiter zu führen, um die Arbeiter zu bekehren, selber zu Marxisten umgewandelt. Der Grund dafür war, wie der Heilige Augustinus sagte, daß wenn man nicht so handelt, wie man denkt, so wird man schließlich so denken, wie man handelt. Pius XII. verbot eine Fortsetzung des Arbeiterpriester-Experiments, doch erst nachdem viele Priester für das Priesteramt verlorengegangen waren. Und der künftige Pius VI. in Rom sowie der Erzbischof in Paris wetteiferten darin, den Beschluss Pius’ XII. zu unterminieren, weil sie bereits damals mehr an die Tat als an die Doktrin glaubten.

Somit trägt der 2012 erfolgte Kurswechsel der Bruderschaft von der Doktrin zur Aktion auch weiterhin bittere Früchte. Wenn man manche Leute behaupten hört, Rom fordere von der Bruderschaft nicht mehr, überhaupt irgendetwas aufzugeben, ist das eine reine Torheit. Benedikt XVI. sah klar, was auf dem Spiel stand, als er Modernisten, die über eine mögliche Verständigung zwischen Rom und der Bruderschaft besorgt waren, erklärte, eine praktische Übereinkunft werde die Atmosphäre dermaßen verändern, daß die Bruderschaft ihre Kritik an Rom einstellen werde, ohne daß hierzu noch weitere besondere Interventionen von Seiten Roms notwendig seien. Das Beispiel der traditionalistischen Kongregationen, die seit 1970 Übereinkünfte mit Rom geschlossen haben, beweist die Richtigkeit seiner Voraussage. Was die Bruderschaft betrifft, so ist diese jetzt mit beiden Füßen in dieser Falle gefangen. Die Lehren der Päpste, die Stimme der Vernunft, die Erfahrung selbst — all dies könnte für nichts und wieder nichts gewesen sein. Und all die Priester und Laien, die in der katholischen Tradition erzogen wurden, haben jetzt das furchtbarste Vorurteil von allen — die Denkweise eines Menschen, der zwar Bescheid weiß, es jedoch für das Beste hält, das, was er weiß, zu relativieren oder ganz außer acht zu lassen.

Jetzt also geht es nicht darum, abzuwarten, was Rom tun oder unterlassen wird, um der Tradition Einhalt zu gebieten. Der wirkliche Feind steht nicht außerhalb der Bruderschaft. Es geht darum, zu begreifen, daß wenn die Bruderschaft eine Normalisierung der Beziehungen zu Rom oder eine Anerkennung durch Rom oder eine Regelung des Verhältnisses zu Roms ankündigt (man nenne es, wie man will!), hierdurch de facto die Römer in ihrem heutigen, elenden Zustand gutheißt und so ihre eigene Integrität gefährdet. Dieses Verhalten zeigt, daß die Bruderschaft das modernistische Gift geschluckt hat, welches sich nun fortwährend krebsartig innerhalb der Bruderschaft verbreitet.

Liebe Priester der Bruderschaft, diese ausgezeichnete Analyse warnt Euch von der sehr realen und allgegenwärtigen Gefahr, die Euch droht. Der wahre Feind der Bruderschaft befindet sich nicht nur innerhalb ihrer selbst. Er befindet sich in Euren Führern. Er besteht in der selbstgerechten Täuschung, daß Kontakte mit den kriminellen oder irregeführten Modernisten, welche die Kirche in Rom führen, für die Universale Kirche nicht nur ungefährlich, sondern sogar vorteilhaft seien. Doch wenn es unter diesen Modernisten, die Gottes Kirche leiten, solche gibt, die tatsächlich irregeleitet wurden, könnt Ihr Euch dann vorstellen, daß Gott ihnen nicht die ganze Gnade gewährt, die erforderlich ist, um ihre Früchte als das zu erkennen, was sie sind, nämlich die radikale Zerstörung Seiner Kirche? Wie viele von ihnen sind in diesem Fall wirklich einem Irrtum erlegen? Welche Rechtfertigung können Eure Führer dann haben, um sich mit ihnen zusammenzusetzen und zu planen? Gott wies Lot an, Sodom zu verlassen und sich nicht umzusehen. Um Eures eigenen Heils und um des Heils Eurer Herde willen müsst Ihr alle nötigen Schritte ergreifen, um Euch gegen die Mafia, nicht nur die in Rom, sondern auch — außer im Falle eines radikalen Kurswechsels — jene in Menzingen, zu wappnen! Möge Gott euch beistehen.

 

Kyrie eleison.

 

(29. Dezember 2018)

 

 

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