Sonntag, 28. Oktober 2018
Eleison Kommentare DLXXXIX (589)

Die Abkehr von der Tradition geht weiter

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLXXXIX (589)

Menzingen ist vom rechten Pfade abgekommen,
Und weiter hat den Kurs auf Häresie genommen.

 

„Keine Feinde auf der Linken!“ ist ein klassisches Motto von Demokraten, Sozialisten, Kommunisten etc. Es bedeutet, daß niemand, der in der Politik auf der Linken kämpft, einen anderen Linken bekämpfen sollte, außer wenn dieser zu der Rechten übergeht. In der Religion muß derselbe Grundsatz in folgendem Sinne gelten: Niemand, der den guten Kampf für die katholische Tradition führt, sollte sich gegen einen anderen wenden, der ebenfalls für die Tradition kämpft — es sei denn, dieser sei im Begriff, sich von der Tradition abzukehren. Dies heißt, daß traditionalistische Katholiken unter normalen Umständen keine Angriffe auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. richten sollten, die der Tradition während mehr als vierzig Jahren hervorragende Dienste geleistet hat. Leider zeigte jedoch ihr letztes Interim-Kapitel von 2012, daß sie sich immer stärker von jener Tradition abwandte, in deren Geist sie von Erzbischof Lefebvre gegründet worden war, und jetzt scheint das Kapitel, das letzten Juli den neuen Generaloberen wählte, diesen verhängnisvollen Kurswechsel fortzusetzen. Deshalb sollten wir, ohne damit der wahren Bruderschaft schaden zu wollen, die Katholiken über das ganz offiziell verkündigte weitere Abrücken von der Tradition ins Bild setzen.

Der Beweis für letzteres geht aus einem Rundschreiben des Hauptquartiers der Piusbruderschaft in Menzingen hervor, in dem erstmals Einzelheiten über die politischen Entscheidungen bekanntgegeben werden, die das Kapitel letzten Juli bezüglich der Beziehungen zwischen der Bruderschaft und Rom getroffen hat. Diesem Thema sind fünf Sektionen gewidmet, von denen die ersten drei sowie die letzte eine Reihe ebenso frommer wie unverbindlicher Überlegungen enthalten, die anscheinend nur dem Zweck dienen, den vierten Abschnitt zu umrahmen, in dem die Politik der Bruderschaft gegenüber Rom von höchster offizieller Seite dargelegt wird. Dieser vierte Abschnitt wird hier vollumfänglich wiedergegeben. Angesichts seiner geradezu überwältigenden Bedeutung für die unmittelbare Zukunft der Bruderschaft wird man sicherlich davon ausgehen können, daß das Kapitel jedes einzelne Wort sorgfältig gewählt hat — und jedes einzelne Wort läßt sich analysieren:

4a Es kommt dem Generaloberen zu, zu entscheiden, ob es zweckdienlich ist, Kontakte mit dem Heiligen Stuhl zu unterhalten. Es obliegt ihm, vorsichtig, zu gegebener Stunde und in Übereinstimmung mit der göttlichen Vorsehung, eine Veränderung des kanonischen Status zu berücksichtigen, was die vorherige Einberufung eines Kapitels nicht ausschließt.

4b Die Bruderschaft ist ein Werk der Kirche. Deswegen hat sie mit dem Heiligen Vater keine Übereinkunft zu treffen. Doch wenn die Zeit dafür kommt, werden die wahren Rechte der Bruderschaft anerkannt und kanonisch kodifiziert werden. Aus diesem Grund werden die Mitglieder der Bruderschaft aufgefordert, spezifischer von einer „Normalisierung,“ einer „Anerkennung“, einer „Lösung oder Modifizierung des kanonischen Status“ oder einer „Erneuerung unserer kanonischen Billigung“ zu sprechen.

Zu 4a – Es trifft in der Tat zu, daß der Generalobere der Bruderschaft entscheiden muß, inwiefern Verhandlungen mit Rom dem Glauben dienlich sind und wie sie geführt werden sollten, doch bei sämtlichen Kapiteln der Bruderschaft vor 2012 (1994, 2000, 2006) wurde mit aller Klarheit wiederholt, daß jede endgültige Unterwerfung unter das offizielle Rom, oder eine Wiedereingliederung in dieses, oder eine Übereinkunft mit diesem, für die Bruderschaft von derartiger Tragweite wäre, daß der Generalobere keinen diesbezüglichen Entscheid fällen dürfe, ohne zuvor ein volles Generalkapitel einberufen zu haben, das diesen Beschluß dann absegnen müßte. Man vergleiche hiermit die heute, im Jahre 2018, verwendete Terminologie: Die „Modifizierung des kanonischen Status“ ist bloß ein Feigenblatt, mit dem verdeckt werden soll, dass Erzbischof Lefebvres Bruderschaft der Wahrheit der Autorität der Lügen des konziliären Roms unterstellt werden soll. Und die Formulierung „was die vorherige Einberufung eines Kapitels nicht ausschließt“ ist ein erbärmlicher Ersatz für „niemals ohne ein solches Kapitel“ (d. h. ein solches muß zwingend einberufen werden). Man beachte auch die Annahme, daß der Generalobere garantiert in Übereinstimmung mit der Vorsehung entscheiden werde. Bestand eine solche Garantie etwa bei Paul VI.?

Zu 4b – Tatsächlich trifft ein Untergebener normalerweise keine Übereinkunft mit seinem Vorgesetzten, als ob beide gleichrangig wären, aber das neomodernistische Rom ist nicht das normale Rom! Die vom Erzbischof gegründete Bruderschaft der Wahrheit hat keinen Anlaß, sich gegenüber den Modernisten, die heute in Rom das Sagen haben, als Bittstellerin zu gebärden. Die Wahrheit geht nicht bei der Lüge betteln, außer wenn sie aufhört, die Wahrheit zu sein. Tatsache ist, daß die Neubruderschaft von 2018 die Wahrheit über die ungeheure Krise in der Neukirche von Vatikan II keineswegs mehr begreift, und daß sie immer weniger imstande ist, den Begriff selbst der Wahrheit zu begreifen. Somit sind die vier Feigenblatt-Ausdrücke, deren sich das Kapitel hier bedient, um die Realität des vom Hauptquartier der Neubruderschaft beabsichtigten Ausverkaufs an die heute in Rom hockenden Feinde des Glaubens zu bemänteln, gänzlich unangebracht. Sie werden der Realität dieses Ausverkaufs in keiner Weise gerecht.

 

Kyrie eleison.

 

(27. Oktober 2018)

 

 

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