Samstag, 25. August 2018
Eleison Kommentare DLXXX (580)

Getürktes Videospiel — II

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLXXX (580)

Wenn Lösung reicht uns eine himmlische Hand,
Liegt sie hierin — und nicht in Widerstand.

 

Von der großen spanischen Königin Isabella der Katholischen (1451—1501) wird berichtet, daß sie, als sie einmal gefragt wurde, was sie denn gerne auf einem Gemälde sehen würde, geantwortet hätte: „Einen Priester, der die Messe liest; eine Frau, die ein Kind gebiert; und einen Verbrecher, der gehängt wird.“ In anderen Worten: Jeder hat im Leben seine Rolle zu spielen, und er hat genau diese seine Rolle zu spielen und keine andere. Wir können nur erahnen, was Isabella zu einer Welt gesagt hätte, in der Priester „eucharistische“ Picknicks veranstalten, Frauen frei sind zu verhüten und abzutreiben, und Verbrecher sehr kurze und immer kürzere Strafen in Gefängnissen absitzen, die Luxusherbergen gleichen. Da heute „Kein Wesen da ist, als das Wesenlose“ (Macbeth I, 6. Auftritt).

Viele Leute ahnen heute, daß das moderne Leben eine Trugwelt ist, aber nur wenige erfassen, warum „Kein Wesen da ist, als das Wesenlose,“ oder warum „Nichts wirklich ist, es nichts gibt, woran man sich halten muß“, wie die Beatles es in ‚Strawberry Fields Forever’ ausdrückten. Die Leute sehen nun, wie Polizisten unterdrücken, Journalisten lügen, Pharmazeuten vergiften, Anwälte betrügen, Politiker Verrat begehen, Frauen sich unfruchtbar machen, Jugendliche Selbstmord begehen, Lehrer ihre Studenten verderben, Ärzte ihre Patienten töten, vieles mehr und — am schlimmsten — wie Priester von Gott abfallen. Es ist nicht schwer, um uns herum eine aus den Fugen geratene Welt zu erblicken, die im Gegensatz zu jener Ordnung steht, die Königin Isabella für Spanien im Sinn hatte. Aber diese Unordnung tarnt sich als die rechtmäßige gegenwärtige Nachfolgerin jener rechten Ordnung der Vergangenheit, so daß wenige Menschen herausfinden, woher diese Unordnung herrührt. Viele geben den Versuch auf, dem nachzugehen und setzen sich lieber zwischen jenen materiellen Tröstungen zur Ruhe, die diese Unordnung ihnen bietet. Zum Beispiel machen die meisten Rockmusiker ihr gutes Geld damit, die schlechten Früchte des Materialismus entsprechend laut zu beschreien, aber wenige, wenn überhaupt einer von ihnen, suchen nach den bösen Wurzeln, so daß die meisten von ihnen als bequeme Materialisten enden, als Teil und Teilhaber jener Falschheit, die sie in ihren einkommensstarken Jahren doch durchaus richtig erkannten.

Ähnlich wie im altbekannten Schlager „Why, why, why Delilah?“ stellt man die Frage, „Warum”? Weil die Menschen sich der Gegenwart Gottes derart entledigt haben, daß sie keinen Schimmer mehr davon haben, daß Gottes Abwesenheit ihr eigentliches Problem darstellt. Und wenn sie jemals doch einen Schimmer haben sollten, dann werden sie aus demselben Grund, weshalb sie sich Seiner Gegenwart damals entledigt hatten, überall eher nach einer Lösung Ausschau halten, als bei Ihm. Und doch war es Christus, der gegen das Ende der Zeiten jenes Christentum schuf, das im Mittelalter die menschliche Gesellschaft auf vorher nie gekannten Höhen erhob. Einer Gesellschaft, deren Christus-lose Nachfolgerin nun das”Abendland” heißt. Aber wenn man dem Christ-entum den Christus nimmt, verbleibt uns nur noch das „-entum,“ besser gesagt, es verbleibt uns nur ein verhängnisvolles „End-tum.“

Doch würde dieses verhängnisvolle „End-tum“ nicht irgendwie mit den Errungenschaften des Mittelalters mithalten können, würden die Menschen irgendwann zu Christus zurückkehren wollen. Deshalb muß der Schein einer christlichen Gesetzgebung, christlicher Krankenhäuser, Parlamente usw. gewahrt werden, selbst wenn deren christliche Substanz ausgehöhlt wird. Deshalb folgen seit 500 Jahren nahtlos sogenannte „Konservative“ aufeinander, die rein gar nichts „konservieren“ außer die jeweils durch die ihnen gegenüberstehenden Liberalen erstrittenen „Freiheiten“. Deshalb diese nicht abreißende Kette heuchlerischer Politiker, die sich nach außen als „Rechte“ geben, wo sie doch in Wirklichkeit „Linke“ sind; denn die Menschen wollen genau das: Führer, die scheinbar den Restbeständen Gottes und Christus huldigen, aber in Wirklichkeit dem Teufel dienen, indem sie den Weg frei machen für eine immer weiter greifende Freiheit von Gott und von Christus.

Deshalb das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirche, das nach außen hin den Schein des Katholizismus wahrte, während es diesen in Wirklichkeit durch den Modernismus verdrängte.

Deshalb das Kapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X im Jahr 2012, das vorgab, die katholische Tradition zu wahren, während es doch die Unterordnung dieser unter das Zweite Vatikanum vorbereitete. Deshalb das Kapitel der Bruderschaft von 2018, das vorgab, sich des Machers des Kapitels von 2012 zu entledigen, während es ihm sofort doch eine andere Machtstellung zurückgab. Deshalb dieses Kapitel, das weder der Wirklichkeit der Kirche oder der der Bruderschaft entspricht, sondern riskiert, die getürkte Realität eines Videospiel zu werden, die jene beruhigen soll, die sich dem Marsch der Bruderschaft nach Rom entgegenstellen, während dadurch doch dieser Marsch eher abgesichert wird. Gebe Gott, daß es nicht so ist, wie es scheint.

Gibt es nun einen Ausweg, wenn doch die ganze Welt nur noch aus getürkten Realitäten, wie der von Videospielen besteht? Es ist aber unmöglich, daß der Himmel uns ohne einen solchen Ausweg zurückgelassen hätte. Schon im Mittelalter schenkte uns Unser Liebe Frau den Rosenkranz. In neueren Zeiten gab sie uns die Andacht der Ersten Samstage des Monats. Wir vernachlässigen ihre Heilsmittel allein auf eigene Gefahr.

 

Kyrie eleison.

 

 

(25. August 2018)

 

 

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