Samstag, 23. Juni 2018
Eleison Kommentare DLXXI (571)

Zurück zu den fünfziger Jahren

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLXXI (571)

„Das eine tun und das andre nicht lassen“, mahnt euch Jesus. Beherzigt sein Wort
Und reicht ihr dem Bruder die helfende Hand, denkt zugleich an Gott immerfort.

 

Die Parallelen zwischen dem Zustand der Universalen Kirche in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts und jenem der Priesterbruderschaft St. Pius X. in den bisher vergangenen Jahren des 21. Jahrhunderts treten immer wieder zutage, weil dieselbe Krankheit sowohl die Kirche als auch die Bruderschaft befallen hat. Worin besteht diese Krankheit? Sie besteht in dem Wunsch, dem Menschen, der sich immer weiter von Gott entfernt, so sehr entgegenzukommen, daß der wahre Gott bis zur Unkenntnis entstellt wird, weil man ihn auf die Stufe des gottlosen modernen Menschen herabzieht. Mit der Kirche wurde der zeitlose Glaube der modernen Welt angepaßt, was den Anstoß zum Zweiten Vatikanischen Konzil gab. Mit der Piusbruderschaft mußte die zeitlose katholische Tradition den Konziliaristen so angepaßt werden, daß dies den Anstoss zum schleichenden Niedergang der Bruderschaft gab. „Dieselben Ursachen erzeugen dieselben Auswirkungen.“

Letztes Jahr jährten sich die großen Erscheinungen Unserer Lieben Frau in Fatima, Portugal, zum hundertsten Mal. Dort warnte sie vor furchtbaren Unglücksschlägen, welche die Menschheit heimsuchen würden, wenn ihre Bitten nicht beherzigt würden. Die Prälaten reagierten unangemessen, denn nach einigen Jahren mußte sie Schwester Lucia sagen, selbst gute Seelen zollten ihren Bitten nicht genügend Aufmerksamkeit, während die bösen Menschen natürlich weiterhin ihren sündigen Lebenswandel pflegten. So war der erste Teil der Herrschaft von Papst Pius XII. (1939—1958) durch seine Hingabe an Fatima geprägt, doch in den fünfziger Jahren ließ er sich dazu überreden, die rein religiösen Aspekte der Erscheinungen von ihren politischen — insbesondere der Weihung Rußlands — zu trennen, und zwar den religiösen Aspekt beizubehalten, den politischen jedoch zu mißachten. Dies war ein schwerer Fehler. Nun sehen wir, wie gewisse Oberen der Priesterbruderschaft im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts genau denselben Fehler begehen.

Ein Kollege, welcher der Priesterbruderschaft angehört, hörte letztes Jahr (2017) Predigten, die von zwei hochgestellten Mitgliedern der Bruderschaft zum Thema Fatima gehalten wurden. Er hatte erwartet, daß sie sich mit der gebotenen Gründlichkeit mit den Erscheinungen von Fatima auseinandersetzen würden, doch alles, was er hörte, waren fromme Worte, die zwar keineswegs falsch waren, aber beide Prediger schilderten eine gesunde Welt! Sie sprachen von der Größe, Güte und Gnade Unserer Lieben Frau, und natürlich von Ihrem Unbefleckten Herzen, das eine sichere Zufluchtsstätte für uns Katholiken ist. Daran ist nichts auszusetzen. Doch, fährt unser Kollege fort,

Mit keinem Wort wurde auf die katastrophale Lage eingegangen, in der sich Individuen, Nationen und Kirche heutzutage befinden. Der erste Teil des Geheimnisses von Fatima wurde erwähnt, aber weder der zweite noch der dritte. Sehen sich die Nationen nicht allen möglichen Anfechtungen ausgesetzt? Befindet sich Mutter Kirche mit Papst Franziskus an ihrer Spitze nicht in einer unsagbar bedrängten Lage? Wie kann jemand angesichts dieser Situation es wagen, den zweiten und den dritten Teil mit völligem Stillschweigen zu übergehen?

Unsere Oberen nehmen eine ungeheure Verantwortung auf sich. Sie wiegen unsere Katholiken in Schlaf, einen religiösen Schlaf — „Wir haben die wahre Messe, wir haben den Glauben, wir haben Priorate, wir sind Mitglieder der katholischen Kirche — was brauchen wir denn noch?“ Predigten wie diese blockieren jede Reaktion; es fehlt jegliche Teilnahme an den von der Mutter Gottes geführten Schlachten; kein Wort der Warnung vor den heutigen elektronischen Geräten wird laut. Auf diese Weise werden Katholiken lauwarm.

Als die Kinder von Fatima in das Feuer der Hölle schauen mußten, verdoppelten sie ihre Gebete, Anstrengungen und Opfer. Brauchen wir Katholiken des 21. Jahrhunderts keinen solchen Anblick der Hölle mehr, keinen Einblick in die verheerende Lage der heutigen Politik und der katholischen Kirche? Viele unserer Gläubigen bemerken nicht einmal, daß man ihnen etwas Wichtiges vorenthält. Wenn sie Predigten dieser Art hören, sind sie begeistert; sie loben die Prediger, sie sind überglücklich. Leider ist es nur allzu verständlich, daß die Menschen das Leichte und Angenehme dem Schweren und Wahren vorziehen.

 

Kyrie eleison.

 

 

(23. Juni 2018)

 

 

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