Samstag, 26. Mai 2018
Eleison Kommentare DLXVII (567)

Totalitäre Abtreibung

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLXVII (567)

Kann Brexit Englands Strand vor fremder Horden wildem Sturm bewahren
Wenn es in Mutterleib die eign’en Kinder töten läßt in Scharen?

 

Man kann dem Kampf gegen die Abtreibung allzu große Bedeutung beimessen, insofern hierdurch lediglich das natürliche und nicht das übernatürliche Leben verteidigt wird. Wenn man alles andere ausklammert, wäre es dann nicht besser, dasselbe Ausmaß an Zeit und Bemühungen darauf zu verwenden, das Leben der göttlichen Gnade zu verteidigen statt das ungeborene Leben der Natur? Doch in unserer heutigen Gesellschaft läßt sich alles andere nicht ausklammern. Denn schließlich ist in unserer gottlosen Welt so wenig Glaube übrig geblieben, daß, wenn man heute vom Übernatürlichen spricht, man bei den meisten Menschen eine Reaktion auslöst, als habe man sie auf Griechisch angesprochen: „Gott, Himmel, Hölle, Ewigkeit – was zum Teufel meinen Sie eigentlich?“ Doch wenn die heutigen Menschen noch einen Funken Anstand haben, können sie immer noch begreifen, was für ein Verbrechen es ist, das Heiligtum des Lebens, den Mutterleib, in ein todbringendes Gefängnis zu verwandeln. Darum segne Gott Katholiken, die ihr Mögliches tun, um die Abtreibungen zu bekämpfen.

Aber sie haben heute den totalitären Staat England zum Feind. Ein langjähriger Kämpfer gegen die Abtreibung schreibt, eine neue Technik der „Beratung auf dem Bürgersteig,“ die sich direkt an abtreibungswillige Frauen wendet, habe eine drakonische Reaktion seitens des Systems heraufbeschworen, zweifellos weil sie, zumindest kurzfristig, erfolgreich war. Im ersten PSPO („Public Space Protection Order,“ „Reglement zum Schutz des öffentlichen Raums“) seiner Art hat eine Lokalverwaltung durch Abstimmung entschieden, daß die Abtreibungsgegner lediglich auf einer Grasfläche aktiv werden dürfen, die sich 100 m von der Abtreibungsklinik entfernt befindet, daß nicht mehr als vier von ihnen auftreten dürfen, daß sie keine Plakate hochheben dürfen, die größer als ein A3-Blatt sind, daß sie die Wörter „Abtreibung,“ „Baby,“ „Mama,“ „Fötus,“ „Seele,“ „töten,“ „Hölle“ und „Mord“ nicht aussprechen dürfen, daß sie keine Bilder zeigen, keine Musik abspielen und nicht singen, keine Botschaften bezüglich der Abtreibung skandieren, ja nicht einmal laut beten dürfen. Diese Einschränkungen traten am 23. April in Kraft und könnten sowohl von der betreffenden Lokalverwaltung als auch von anderen erweitert werden. Die Bußen für Zuwiderhandelnde könnten bis zu 1.000 Pfund betragen.

Was kann man dazu sagen? England begeht Selbstmord. Vielleicht beschloß die Lokalverwaltung, diese Einschränkungen am 23. April zu verkünden, weil dies der Tag des heiligen Georg ist, an dem England seinen Schutzheiligen feiert, als sei der Schutz der Abtreibung ein Akt des Patriotismus, der Liebe zum Land! Doch was ist für eine Frau widernatürlicher, als die Frucht ihres eigenen Leibes zu zerstören? Was ist für einen Mann gesellschaftszerstörender, als sie hierzu zu ermutigen? Wie lange muß eine Frau die Straße der Selbstzerstörung schon beschritten haben, um in den buchstäblichen Mord an ihrer Mutterschaft einzuwilligen, den Hauptzweck ihrer Existenz nächst der Rettung ihrer eigenen Seele? „Sie wird aber durch das Kindergebären hindurch gerettet werden, wenn sie bleibt in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit,“ heißt es in der Heiligen Schrift (1. Timotheus II, 15). Dies ist kein Wort eines angeblichen Frauenfeindes, sondern Gottes Wort.

Wie man es von Shakespeare kennt, hat er das Wesen der Selbstzerstörung einer Frau in einigen wenigen Zeilen erfasst, die er Lady Macbeth in den Mund legt (Macbeth, Akt 1, Szene 5). Sie hüllt sich in einen Panzer aus Stahl, um ihren Mann zum Mord an Duncan anzuspornen, seinem König, Vetter und Freund, und zwar, während Duncan als Gast unter seinem Dache weilen wird. In furchterregenden Worten ruft sie Dämonen auf, sie aller weiblichen Zärtlichkeit und jedes Mitgefühls zu berauben:

Kommt, Geister, die ihr lauscht
Auf Mordgedanken, und entweibt mich hier,
Füllt mich vom Wirbel bis zur Zeh’, randvoll,
Mit wilder Grausamkeit! verdickt mein Blut.
Sperrt jeden Weg und Eingang dem Erbarmen,
Daß kein anklopfend Mahnen der Natur
Den grimmen Vorsatz lähmt; noch friedlich hemmt
Vom Mord die Hand! Kommt an die Weibesbrust,
Trinkt Galle statt der Milch
, ihr Morddämonen!

Es gelingt ihr, Macbeths Skrupel zu beseitigen, und er ermordet Duncan als erstes von vielen Opfern.

 

Leser, bitte betet für England, das einst der Brautschatz Mariä war und immer noch Gegenstand ihrer mütterlichen Liebe ist.

 

Kyrie eleison.

 

 

(26. Mai 2018)

 

 

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