Samstag, 19. Mai 2018
Eleison Kommentare DLXVI (566)

„Fromme“ Träume — II

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLXVI (566)

Die Politik kann der Kirche keine Hilfe bringen
Der Glaube allein kann ihre Feinde niederringen
.

 

Zum Verhältnis zwischen der katholischen Tradition und dem Zweiten Vatikanischen Konzil läßt sich eines mit Sicherheit festhalten: Sie sind unvereinbar. Es ist ja verführerisch, sich vorzustellen, daß sie miteinander versöhnt werden können, weil der Wortlaut der 16 Dokumente des Konzils in der Tat eine Anzahl katholischer Wahrheiten enthält. Doch der Konzilsgeist treibt uns auf eine neue Religion zu, bei welcher der Mensch im Mittelpunkt steht, und da der Geist der Dokumente deren Wortlaut inspirierte, werden selbst die katholischen Wahrheiten, die sich in ihnen finden, in den Dienst der Konzils-„Erneuerung“ gestellt und zum Teil davon gemacht. Katholische Wahrheiten (und katholische Hierarchie) werden von den Modernisten nämlich als Träger für ihr liberales Gift genutzt, als trojanisches Pferd für ihre Häresien. Aus diesem Grund werden sogar katholische Wahrheiten in den Konzilsdokumenten vergiftet. Deshalb erkannte und sagte Erzbischof Lefebvre im Jahre 1990, dass Vatikan II zu 100 % vom Subjektivismus vergiftet ist, während Bischof Fellay anno 2001 meinte, die Dokumente von Vatikan II seien zu 95 % akzeptabel.

Nochmals: Der Gedanke, die katholische Tradition und Vatikan II könnten vereinbar sein, ist tatsächlich verlockend. In diesem Fall brauchen wir uns bei unseren Versuchen, der katholischen Autorität und der katholischen Wahrheit zu folgen, nicht mehr hin- und hergerissen zu fühlen, denn wie der Erzbischof sagte, sind die Katholiken seit jenem Konzil gezwungen, entweder den katholischen Päpsten zu gehorchen und sich von der katholischen Tradition zu entfernen oder an der Tradition festzuhalten und diesen Päpsten „ungehorsam“ zu werden. Hieraus entsteht die Versuchung, so zu tun, als seien Tradition und Konzil miteinander zu versöhnen. Doch die Tatsache, dass sie unvereinbar sind, ist die wichtigste Realität, die heute das Leben der Kirche bestimmt, und wird es auch künftig sein, bis die Kirchenautorität zu der zeitlosen katholischen Wahrheit zurückkehrt.

Inzwischen beharrt der gegenwärtige Generalobere der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft, Bischof Fellay, jedoch hartnäckig darauf, daß die katholische Tradition und die Konzilsrömer sehr wohl miteinander unter einen Hut gebracht werden können; seitdem er sich in den neunziger Jahren hinter GREC (eine liberal ausgerichtete Gruppe in Paris, die beabsichtigte, Rome und Écône zu versöhnen) gestellt hat, ist er nach Kräften bestrebt, sie zusammenzuführen. Sein Problem besteht darin, daß er nicht versteht, wie der Modernismus den katholischen Schein wahrt, um als trojanisches Pferd wirken und katholische Seelen täuschen zu können, obwohl das Pferd nur äußerlich gesehen katholisch ist. Bischof Fellay glaubt jedoch, daß das falsche Pferd alle Eigenschaften eines wahren Pferdes aufweist und deshalb dank der liebevollen Obhut der Bruderschaft einst wieder zu einem katholischen Pferd werden wird. Allzu viele Traditionalisten sind dieser falschen Politik auf den Leim gegangen und sind Bischof Fellay bei seinem Marsch ins Lager der Konzilsrömer gefolgt, doch die Römer selbst haben sich nicht irreführen lassen. Sie sind seiner Politik entgegengekommen, indem sie der Bruderschaft und der Tradition scheinbare Konzessionen machten (z. B. die Erlaubnis, die Beichte abzunehmen, Priester zu weihen und Eheschließungen zu zelebrieren) und indem sie ihm immer wieder einredeten, er stehe kurz davor, eine kanonische Anerkennung der Bruderschaft zu erlangen, so daß beispielsweise „nur noch der letzte Stempel auf der Vertragsurkunde fehlt“, wie es Bischof Fellay selbst formulierte. Doch im Gegensatz zu ihm sind sich die Römer klar bewußt, daß die katholische Tradition mit dem Konzil unvereinbar ist; deshalb haben sie jedesmal, wenn sie ihn so weit gebracht hatten, daß er drauf und dran war, das Abkommen zu unterzeichnen, darauf bestanden, daß die Bruderschaft sich dem Konzil unterwerfen muß.

Doch mit jeder „Konzession”, die Bischof Fellay für die Bruderschaft hingenommen hat, haben die Römer ihn tiefer in ihre Falle gelockt, und es ist für ihn zusehends schwieriger geworden, den Rückweg anzutreten. Mit jeder „Konzession“ wird das Abkommen mit Rom in der Praxis zu einer Realität, mit oder ohne „letzten Stempel.“ Indem sie ihm diesen verweigern, können die Römer mit Bischof Fellay durch dessen eigene Schuld spielen wie der Fischer mit dem Fisch — wie kann er nun die bereits gemachten „Konzessionen“ rückgängig machen und zugeben, daß seine 20 Jahre lang betriebene Politik ein Fehler war? Doch war seine Politik von Anfang an falsch. Da ihm der Glaube des Erzbischofs abgeht, hat er das Problem der Kirche und das „Problem“ der Bruderschaft missverstanden und darauf vertraut, daß menschengemachte Politik das eine wie das andere lösen kann. Aber selbstverständlich haben sich die Römer mit ihrer zweitausendjährigen Erfahrung als die geschickteren Politiker erwiesen. „Hochwürden, Schluß mit diesen Winkelzügen. Jahrelang haben wir Ihnen alle erdenklichen Zugeständnisse gemacht und Sie uns keine“ (eine große Lüge, da die Akzeptanz von Zugeständnissen seitens des Konzils selbst ein Zugeständnis ist). „Vor Juli akzeptieren Sie das Konzil, oder wir exkommunizieren Sie und Ihre seit 20 Jahren betriebene Politik liegt vor aller Welt in Ruinen. Die Wahl liegt bei Ihnen!“

Dies ist zweifellos eine plumpe Version davon, wie die listigen Römer den Generaloberen unter Druck setzen können, doch hätte er nie und nimmer um die Anerkennung seitens einer glaubenslosen Autorität buhlen dürfen. Im Fall der katholischen Kirche ist eine glaubenslose Autorität nämlich eine zahnlose Autorität.

 

Kyrie eleison.

 

 

(19. Mai 2018)

 

 

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