Samstag, 5. Mai 2018
Eleison Kommentare DLXIV (564)

Verblutende Kirche

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLXIV (564)

Am Karsamstag verlor allein die Jungfrau ihren Glauben nicht.
Mit unserem Glauben spenden wir ihr heute Trost und Zuversicht.

 

Ein Kollege, der sich gegen die Umwandlung der von Erzbischof Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. in Menzingens Neubruderschaft ebenso zur Wehr setzt wie gegen die Umwandlung der traditionellen katholischen Kirche in die Neukirche von Vatikan II, hat interessante Überlegungen zu Papier gebracht, die wir hier in der deutschen Originalfassung wiedergeben. Sie waren zwar privater Natur, sind jedoch zu wertvoll, um nicht weiter verbreitet zu werden. Einer seiner Kollegen hatte ihm zu Ostern brieflich seine Hoffnung bekundet, dass „die Kirche (und die Priesterbruderschaft) schon bald von den Toten auferstehen mögen.“ Hier seine Antwort:

Am Karfreitag sagte mir ein ca. 60-jähriger, meines Erachtens weiser Mann: „Die Kirche muß ans Kreuz, nämlich so, wie unser Herr Jesus Christus am Karfreitag. Und heute erlebt die Kirche wie er ihre Karfreitag-Periode … und ihre Karsamstag-Periode wird noch längere Zeit andauern.“

Diesen Aussagen wage ich folgende hinzuzufügen:

Die Kirche wird also noch keineswegs auferstehen, sondern zunächst schmerzlich verbluten, bis sie scheinbar (!) nicht mehr vorhanden ist. Ob die FSSPX (vor allem deren Priester) zu dieser glorreich (!) verblutenden (und damit für die Auferstehung Samen streuenden) Kirche gehören wird, weiß im Moment nur der Himmel. Wenn sie nicht zur verblutenden Kirche gehören wird, weil sie auch nach dem Juli 2018 weiterhin sich in die multi-religiöse Gemeinschaft, wie sie von Papst (?) Franziskus präsidiert wird, „ein wenig integrieren und unterordnen“ will (Menzingen und H. H. P. Schmidberger arbeiten seit Jahren daran, aus der FSSPX eine FSSP zu machen), wird sie zwar auch verbluten (d. h. die Verfolgung kommt wahrscheinlich so oder so für alle, insbesondere für alle noch Soutanen-Träger), allerdings in diesem Fall nicht als glorreiches Apostolat der Endzeit, sondern zur Strafe für ihren materiellen Wohlstand, für ihre Lauheit und für ihre Apostasie (!) von ihrem Gründer …

(Das Fragezeichen oben beim Papst habe ich gesetzt, weil zumindest eine gewisse Unsicherheit, ein gewisser Zweifel über sein Papstsein aus objektiven Gründen gegeben ist. — Der Himmel hat uns ja gerade deshalb in gütigster Weise schon 1988 von dem schismatischen Rom getrennt . … Ja, wir haben wirklich keine Glaubensgemeinschaft mit den aktuellen Autoritäten im Vatikan, wir sind wirklich ex-communione, also außerhalb — es ist ein Glück, eine Ehre —, nämlich so, wie am Karfreitagnachmittag auch die sehr klein gewordene Kirche nur mehr außerhalb (!) Jerusalems anzutreffen war, nämlich auf dem Kalvarienberg. (…))

In Wahrheit wirft nichts so viel Licht auf den gegenwärtigen Zustand der Kirche wie die in den Evangelien erzählte Geschichte der Passion Christi. Umgekehrt kann man auch sagen, dass nichts so viel Licht auf die Passion Christi wirft wie der gegenwärtige Zustand der Kirche. Und genau wie die Apostel selbst, auch nachdem sie von Unserem Herrn mehrmals vor seiner bevorstehenden Passion gewarnt worden waren (Matthäus XVI, 21; XVII, 21; XX, 17–19), immer noch nicht an deren Realität glauben konnten, selbst nachdem sie Wirklichkeit geworden war, können auch heute viele gute Katholiken kaum glauben, daß es die Kirche Christi ist, die unter derart quälenden Problemen und unter dermaßen unfähigen Päpsten zu leiden hat.

Doch als Gott das Universum schuf, verfolgte er damit das Ziel, Sein göttliches Glück zu teilen, indem er Seinen Himmel mit vernunftbegabten Geschöpfen — Engeln oder Menschen — bevölkern würde, die sich aus freiem Willen entscheiden würden, sich in Seinem Himmel zu Ihm zu gesellen. Der Schlüsselbegriff ist hier „aus freiem Willen“. Mit der Gabe der gottgegebenen Vernunft verfügt jeder Mensch, sobald er fähig ist, davon Gebrauch zu machen, auch über einen freien Willen; somit gibt Gott jedem von uns die Möglichkeit, zwischen Himmel und Hölle zu wählen. Damit schenkt er den Menschen genügend Freiheit, sogar um Seinen eigenen Sohn zu töten oder die Kirche Seines Sohnes niederzureißen, niemals jedoch ein ausreichendes Maß an Freiheit, um Seinen Sohn oder Seine Kirche endgültig zu besiegen. Deshalb läßt er zu, daß Seine Kirche unvorstellbaren Prüfungen unterworfen wird, deren volles Ausmaß erst in der Zeit zwischen heute und dem Ende der Welt Auskunft zutage treten wird. Allerdings übersteigt Gottes Weisheit bei weitem unser begrenztes Vorstellungsvermögen (Jesaja LV; 8, 9).

 

Kyrie eleison.

 

 

(5. Mai 2018)

 

 

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