Samstag, 7. April 2018
Eleison Kommentare DLX (560)

„Argument gegen Lefebvre“ — I

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLX (560)

„Den Papst anerkennen, doch Widerstand leisten,“ riet Lefebvre der Gläubigen Schar.
Katholiken, befolget des Erzbischofs Rat, denn auch heute ist dieser noch wahr.

 

Ein französischer Laie, N. M., hat soeben einen Artikel geschrieben, in dem er die französischen Dominikanerpriester von Avrillé wegen ihres „Lefebvrismus“ kritisiert, d. h. wegen ihrer Weigerung, die These zu akzeptieren, wonach die Konzilspäpste seit Paul VI. gar keine Päpste waren und sind. Der Autor wirft den Dominikanern vor, drei katholische Dogmen zu verwerfen: Daß der Papst das Jurisdiktionsprimat über die Universale Kirche besitzt; daß das Universale Gewöhnliche Lehramt der Kirche unfehlbar ist; daß das Lebendige Lehramt der Kirche festlegt, was Katholiken glauben müssen. Normalerweise könnte man solche Fragen der Doktrin den Experten auf diesem Gebiet überlassen, doch wir leben eben nicht in normalen Zeiten. Die heutigen Katholiken können sich auf ihren katholischen Menschenverstand verlassen müssen, um solche Fragen für sich selbst zu beantworten.

Betrachten wir alle drei Fragen auf einfache und praktische Weise. Wenn ich bereit bin zu akzeptieren, daß die Päpste seit Paul VI. wahre Päpste waren, warum sollte ich dann bestreiten müssen, dass erstens der Papst das Oberhaupt der Kirche ist, daß zweitens das Gewöhnliche Lehramt der Kirche unfehlbar ist, und drittens daß der lebendige Papst mir vorschreibt, was ich heute glauben soll? Nehmen wir die Argumente von N. M. der Reihe nach unter die Lupe:

Zum ersten Punkt: N. M. zitiert das durch und durch antiliberale Konzil von Vatikan I (1870–1871), um zu belegen, daß der Papst das direkte und unmittelbare Oberhaupt jeder Diözese, jedes Priesters und jedes Katholiken ist. Wenn ich mich dann, wie alle Lefebvristen, weigere, ihm zu gehorchen, bestreite ich implizit, daß er mein Oberhaupt als Katholik ist; damit bestreite ich, daß der Papst das ist, als was ihn Vatikan I definiert hat. Antwort: Ich stelle keinesfalls in Abrede, daß die Konzilspäpste die Autorität besitzen, mir, der ich Katholik bin, Befehle zu erteilen; ich sage lediglich, daß ihre katholische Autorität nicht das Recht einschließt, mich zu zwingen, Protestant zu werden; genau dies täte ich jedoch, würde ich ihre Befehle in Übereinstimmung mit Vatikan II befolgen.

Das zweite Argument von N. M. lautet: Vatikan I hat auch festgelegt, daß die vom Papst und den Bischöfen gelehrte Alltagsdoktrin unfehlbar sei. Doch wenn Papst und Bischöfe jemals ernstlich gemeinsam gelehrt haben, dann bei Vatikan II. Verwerfe ich diese Lehre, bestreite ich implizit, daß das Universale Gewöhnliche Lehramt der Kirche unfehlbar ist. Antwort: Nein, das tue ich nicht. Ich anerkenne voll und ganz, daß, wenn eine Doktrin in der Kirche fast überall, zu jeder Zeit und von sämtlichen Päpsten und Bischöfen gelehrt wurde, sie in der Tat unfehlbar ist, aber wenn sie lediglich in modernen Zeiten, ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von den Päpsten und Bischöfen von Vatikan II gelehrt wurde, widerspricht sie dem, was von Päpsten und Bischöfen zu allen anderen Zeiten der Kirche gelehrt worden ist, und ich fühle mich nicht verpflichtet, es zu akzeptieren. Da ich das entscheidend wichtige Universale Gewöhnliche Lehramt aller Zeiten akzeptiere, verwerfe ich das Gewöhnliche Lehramt von heute, das ersterem widerspricht und darum nicht bindend ist.

Drittens: N. M. argumentiert, der wahre Papst besitze die lebendige Autorität, mir als Katholiken zu sagen, was ich heute glauben muß. Wenn ich mich dann weigere, zu glauben, was die Konzilspäpste mir zu glauben befohlen haben, verwerfe ich deren lebendige Autorität als Schiedsrichter des Glaubens. Antwort: Nein, dies tue ich nicht. Ich gebrauche meine Augen zum Lesen und den mir von Gott geschenkten Verstand, um zum Urteil zu gelangen, daß das, was mir die Konzilspäpste sagen, dem widerspricht, was alle früheren Päpste bis hin zu Petrus mir gesagt haben, und ich ziehe es vor, mich der gewichtigen Autorität von 261 Päpsten unterzuordnen und mir von ihnen sagen zu lassen, was ich glauben soll, und nicht der ungleich weniger gewichtigen Autorität von sechs Konzilspäpsten. „Aber dann verwerfen Sie die lebendige Autorität des lebenden Papstes als Schiedsrichter des Glaubens!“ Einzig und allein deshalb, weil ich 261 Päpsten folge, gehorche und mich ihnen unterwerfe, die wahre Schiedsrichter jenes Glaubens waren, von dem mir meine Augen und mein Verstand sagen, daß die Konzilspäpste ihm nicht folgen. „Aber dann vertrauen Sie Ihren Augen und Ihrem Verstand mehr als dem katholischen Papst!“ Antwort: Gott gab mir Augen und Verstand; sowohl die einen wie der andere funktionieren, und wenn ich vor Ihn treten muß, um gerichtet zu werden, werde ich die Verantwortung für den Gebrauch übernehmen, den ich von ihnen gemacht habe.

Es ist klar, dass die von N. M. selbst erteilte Antwort auf das Problem von Päpsten, die dem Protestantismus und dem Modernismus zuneigen und die Irrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils verbreiten, darin besteht, zu bestreiten, dass sie überhaupt je Päpste waren. Es sollte gleichermaßen klar sein, dass ich nicht verpflichtet bin, zur Behebung dieses sehr realen Problems zu der drastischen Lösung von N. M. zu greifen. Und wenn ich mich weigere, dies zu tun, heißt das mitnichten, dass ich verpflichtet bin, drei Dogmen der Kirche in Frage zu stellen. Friede sei mit N. M.

 

Kyrie eleison.

 

 

(7. April 2018)

 

 

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