Donnerstag, 21. Februar 2013

Radio Stephansdom

„Der von Erzbischof Schönborn begründete Radiosender der Erzdiözese Wien feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen.

Teilweise ein Grund zur Freude — und teilweise auch kein Grund zur Freude; ambivalent, wie fast alles, was von jenem Kirchenfürsten ausgeht.

In konservativen Kreisen bringt man Schönborn tiefes Mißtrauen und wenig Achtung entgegen, was angesichts aristokratischer Herkunft und hohen Bildungsgrades des Mannes vordergründig verblüffen mag, sich aber durch jene vielfältigen Widersprüchlichkeiten erklärt, für welche der grandiose Skandal obszöner Pseudokunst im Wiener Dommuseum eine der jüngsten Illustrationen ist.

Auch Schönborns Radio kann als Beispiel jener Widersprüchlichkeiten dienen. „Keine Oberflächlichkeiten, sondern ein Radio mit Tiefgang“ heißt es in „Radio Stephansdom“ über „Radio Stephansdom“. „Zehn Jahre Religion, Glaube, Kirche kompetent präsentiert“. „Im Dienste großer Menschen und großer Herzen“.

Das wäre wundervoll, würde man den eigenen Anspruch auch konsequent durchhalten — was allzuoft nicht der Fall ist, was wiederum nach politischer Absicht aussieht.

Da gibt es etwa einen bunten Reigen an Zitaten, die das Sendeprogramm durchziehen; oft der Bibel entnommen oder auch den Kirchenvätern oder der Weltliteratur. Wirklich Großes, Gescheites und Ermutigendes und — ab und zu — auch wirklich Ärgerliches und Dummes.

So wird diesen Sommer etwa Jean-Paul Sartre zitiert, gleich mehrmals mit dem Spruch: „Der Mensch ist nichts anderes, als wozu er sich macht“. Abgesehen von der fragwürdigen Persönlichkeit des Linksextremisten Sartre ist die Aussage theologisch falsch.

Man könnte solcherart also zur Auffassung gelangen, das erzdiözesane Radio verbreite Häresien. Leider kein Einzelfall. „Wenn sich die Meisten schon armseliger Kleidung schämen, wie sehr sollten wir uns dann erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen?“ Eine sehr bedenkenswerte Sentenz; bedauerlicherweise von Einstein, dessen eigene weltanschauliche Ideen eher dürftig gewesen sind. Auch an Zitate von Freud und Brecht erinnern wir uns, nicht gerade große Wegweiser Christlichen Denkens.

Es gibt auch viel Erfreuliches: so, nur ein Beispiel von mehreren, die genialen Musikinterpretationen des Bayern Stephan Miekisch.

Und besonders Befremdliches: die über das Jahr verteilten, immer wiederkehrenden Werbungen für den „Standard“, den man wohl unter die klar kirchenfeindlichen und antirömischen Presseerzeugnisse in Europa einreihen darf. Und dann erst die Nachrichten: So erfreut man etwa die Zuhörer am 19.8.2008 mittags mit der Verkündigung der Botschaft, daß das „Liberale Forum“ die nötigen Unterschriften beisammen habe, um bundesweit zur Nationalratswahl antreten zu können. Der (nunmehr auch schon abgetretene) Parteisprecher wird zitiert, daß seine Fraktion „auf extrem positive Resonanz“ gestoßen sei und in allen Bundesländern fast doppelt soviel Unterschriften habe, als benötigt.

Wir erinnern uns keiner ähnlich detaillierten (und enthusiastischen?) Meldungen über, beispielsweise, die ebenfalls problemlos alle nötigen Unterschriften gesammelt habende Fraktion der „Christen“, die immerhin — sehr im Unterschied zu den Liberalen — mit religiös fundiertem Programm in den Wahlkampf gegangen ist. „Radio Stephansdom“ scheint uns solcherart in sehr authentischer Weise ein Spiegel der Politik von Erzbischof Schönborn zu sein.

Und diese Politik halten wir für fragwürdig. Es gibt dazu eine Anmerkung in der Heiligen Schrift, die wir Eminenz (und durchaus auch uns selbst) in Erinnerung rufen möchten: Offenbarung 3,15-16. Zehn Jahre „Radio Stephansdom“ — man würde gerne uneingeschränkter gratulieren können.“

Aus: „Die Weiße Rose – Zeitschrift gegen den Zeitgeist“, Nr. 152/2008

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
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