Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DLIII (553)
Manchmal muss der Mensch die Rute seines Vaters spüren
Um ihn wieder auf den rechten Weg zurückzuführen
Vor etwas weniger als zwei Jahrzehnten schrieb ein Priester, welcher der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehört und als Vorsteher eines Ignazianischen Exerzitienhauses aus eigener Erfahrung gründlich mit den Familienproblemen traditionalistischer Katholiken vertraut ist, einen ausgezeichneten Leitartikel zum Thema Wie sich unsere jungen Menschen entwickeln. Er zeichnet ein düsteres Bild. Leider ist dieses inzwischen noch finsterer geworden. Wir dürfen nicht verzweifeln, doch andererseits müssen Eltern die Dinge so sehen, wie sie sind. Nicht, daß die heutigen jungen Menschen fehlerlos wären, aber die Eltern müssen alles in ihren Kräften Stehende tun, um sie auf den Pfad zum Himmel zu führen, denn dies ist auch heute noch die Verantwortung der Eltern. Hier nun das von jenem Priester gezeichnete düstere Bild; es ist — mit Kürzungen — der Zeitschrift Marchons Droit, Nr. 90, April-Mai-Juni 2000 entnommen:
In den Exerzitienhäusern sehen wir junge Menschen aufwachsen, die unfähig sind, die Christenheit wieder aufzubauen. Die von Eltern und Lehrern erbrachten Opfer scheinen keine entsprechenden Früchte getragen zu haben. Offensichtlich funktioniert etwas nicht, und wenn wir nicht reagieren, werden wir innerhalb zweier Generationen vom Geist der Welt verschlungen worden sein.
Wir beobachten, dass junge Menschen zwischen 18 und 30 zutiefst unwissend über die Krise in der Kirche und der Welt sind, nicht weil sie nicht darüber belehrt worden sind, sondern aus Mangel an Interesse. Im großen und ganzen folgen sie zwar dem Beispiel ihrer Eltern, aber sie können nicht selbst erklären, was an der Neuen Messe, an Vatikan II, an der Neuen Weltordnung falsch ist. Sie haben niemals kämpfen, ihren Glauben verteidigen oder Widerstand leisten müssen, und haben diese Fragen deshalb nie selbst erforscht; dies ist der Grund dafür, daß sie, sobald sie der Welt begegnen, leicht nachgeben. Sie möchten wie alle anderen sein und wollen nicht anders sein; ihnen fehlt die persönliche Überzeugung, für die katholische Tradition einzutreten, mit dem Ergebnis, daß sie, statt Apostel Christi zu sein, nach und nach mit dem Strom schwimmen.
Wo werden morgen die Männer sein, die sich für den geistlichen Stand berufen fühlen? Wo die guten christlichen Familien, die wir so dringend brauchen? Immer weniger Männer fühlen sich für den geistlichen Stand berufen, Ehen zerbröckeln oder zerfallen vollständig, die Bildung verweichlicht sich, Unreife herrscht vor. Die jungen Menschen trachten nur noch nach Vergnügungen. Den Knaben fehlt es an Charakter, Verantwortungsgefühl, Großzügigkeit, Selbstkontrolle — an all den Dingen, die ihre Eltern ihnen hätten einimpfen sollen, um sie zu den Männern zu machen, auf die wir morgen bauen können: keusche, reife, gedankenvolle, fleissige und großherzige Männer. Wo werden die Oberhäupter der Familien von morgen sein, wenn es keine Männer mit festen Überzeugungen mehr gibt? Auch die Mädchen werden in Unordnung erzogen. Anstatt sie auf die Mutterschaft und auf die Sorge für eine Familie vorzubereiten, verleitet man sie dazu, auf die Häuslichkeit herabzusehen, die ihre wirkliche Berufung ist; stattdessen ermuntert man sie, immer länger zu studieren und hierdurch einen Geist der Unabhängigkeit zu erwerben und sich immer mehr der modernen Welt zuzuwenden, mit dem Ergebnis, daß Mode, Partys und Rockmusik zu ihren hauptsächlichen Interessen werden. Wie können Mütter sich an die Miniröcke und Hosen ihrer Töchter gewöhnen, an ihre aufreizende Kleidung für Partys, die offenkundige Brutstätten der Sünde sind, und wo sie ihre Zeit vergeuden und die Reinheit ihrer Herzen beflecken?
Das Ergebnis sieht so aus, daß junge Menschen mit 20 oder 22 heiraten, wenn sie noch keinesfalls bereit dafür sind. Und wenn dann schon bald Kinder zur Welt kommen, haben sie keine Ahnung davon, wie sie diese erziehen sollen. Wenn ich mir die jungen Paare ansehe, die ich seit meiner Weihe im Jahre 1980 — gemäß der Tradition — getraut habe, stelle ich fest, daß es zwar Gott sei Dank keine Scheidungen gab, doch muß ich sagen, daß die Hälfte der Ehen an einem seidenen Faden hängt und nur durch die katholischen Prinzipien dieser jungen Menschen zusammengehalten wird. Eltern, begreift ihr, was ihr euren Kindern um ihrer Zukunft in der heutigen Welt willen geben müßt? Ihr müßt um Gottes willen eure Knaben zu Männern formen, die dieses Namens würdig sind, und eure Mädchen zu Frauen, die diesen Namen verdienen. Tut eure Pflicht. Ansonsten laufen eure Kinder Gefahr, ihre Seele zu verlieren, und noch dazu geht es mit der Christenheit zu Ende.
Pater Delagneau hat sicherlich recht. Die Christenheit ist in ernsthafter Gefahr, machen wir uns nichts vor. Begreifen wir jetzt, warum es Gott im Jahre 2018 zuläßt, daß Europa, und insbesondere Frankreich, von Seinen Feinden mit anderen Feinden von Ihm überflutet wird? Und warum er duldet, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. in die Arme Seiner Feinde abgleitet? Der Grund ist, daß Er uns nicht geschaffen hat, um der Hölle anheimzufallen. Er schuf uns, um den guten Kampf auszufechten und in den Himmel einzugehen. Und er wird jede Katastrophe zulassen, um uns von der Straße zur Hölle abzubringen und uns auf den Weg zum Himmel zurückzuführen. Bereitet euch darauf vor!
Kyrie eleison.
(17. Februar 2018)
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„Nec laudibus nec timore!“
Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch
Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.