Samstag, 25. November 2017
Eleison Kommentare DXLI (541)

Wie unterscheiden? — II

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DXLI (541)

Soll mich der grimme Feind im Kampf nicht überrennen
Muss ich zuallererst sein wahres Wesen kennen.

 

Während Josefs erste Frage die in der Kirche herrschende Verwirrung im allgemeinen betraf (siehe die letztwöchige Ausgabe dieser „Kommentare”), bezog sich seine zweite Frage spezifisch auf die Priesterbruderschaft St. Pius XII. Sie lautete wie folgt:

Sie schrieben letzte Woche, seinen Früchten nach zu urteilen, sei Vatikan II nicht katholisch gewesen, während Erzbischof Lefebvre dies sehr wohl gewesen sei. In der Priesterbruderschaft St. Pius XII, die gegründet hat. scheint jedoch eine neue Denkweise entstanden zu sein, die man in einer Reihe von Thesen zusammenfassen könnte. Beispielsweise:

  1. So anstößig das Verhalten des Papstes und der Bischöfe auch sein mag, sie sind auch weiterhin rechtmäßige Autoritäten der Kirche.
  2. Papst Franziskus mag ein Modernist sein, aber er besitzt immer noch die Macht, die Priesterbruderschaft in den Schoß der Kirche zurückzuführen.
  3. Die Konzilsbischöfe sind durchaus nicht alle schlecht. Sie können christliche Reaktionen zeigen, ein Bewußtsein für die Krise der Kirche an den Tag legen, die katholische Moral öffentlich verteidigen, in der Liturgie zu Respekt vor Gott auffordern, der Heiligen Jungfrau Maria die gebührende Ehrfurcht zollen, usw.
  4. Eine Übereinkunft mit Rom kann ins Auge gefaßt werden, solange man uns „so akzeptiert, wie wir sind”.
  5. Wir setzen uns selbst ins Unrecht, wenn wir jedwelche Übereinkunft mit Rom ablehnen.
  6. Es ist nützlicher, von Erzbischof Lefebvres Frömmigkeit zu sprechen, als von seinem Widerstand gegen das Konzil.
  7. Es ist besser, ein gutes Verhältnis zur Priesterbruderschaft zu pflegen, als die Beziehungen zu ihr um fehlbarer Ansichten willen zu verderben.
  8. Die Konzilsanhänger sind undiszipliniert und ungehorsam. Die Anhänger der Bruderschaft müssen diszipliniert und gehorsam sein.

In Anbetracht all dessen und angesichts der Komplexität der Situation, in der sich Katholiken heute befinden: Kann man es Mitgliedern oder Anhängern der Bruderschaft verdenken, wenn sie im Sinne dieser Thesen denken?

Antwort: Es hängt alles davon ab, wie viel diese Mitglieder oder Anhänger wissen. Beispielsweise wissen ältere Angehörige und Unterstützer der Bruderschaft, daß das Konzil eine neue Religion darstellte und daß die Opposition des Erzbischofs ihm gegenüber folglich eine Glaubensfrage und ihrem Wesen nach wichtiger als Frömmigkeit war, denn wie kann es Frömmigkeit ohne Glauben geben? Diese Veteranen der Bruderschaft verdienen ein gerütteltes Mass an Tadel (außer wenn und bis sie öffentlich ihre Stimme erheben), weil sie zulassen, daß das, was Josef als „neue Denkweise” bezeichnet, innerhalb der Bruderschaft die Oberhand gewinnt, so daß deren junge Mitglieder und Anhänger es desto viel schwieriger haben, zu begreifen, was an den oben angeführten acht Thesen faul ist. Eine neue Generation von Priestern, die der Bruderschaft angehören, ist so fromm, wie man es sich nur wünschen kann, steht jedoch (immer mit Ausnahmen) der Krise, welche die Kirche nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert plagt, hilflos gegenüber. Hiermit lauten die Antworten auf die obigen acht Thesen:

  1. Gewiss, der Papst und die Bischöfe scheinen äußerlich rechtmäßige Autoritäten der Kirche zu sein, doch um ihr Verhalten und ihren Glauben ist es so schlecht bestellt, daß viele ernsthafte Katholiken diese Rechtmäßigkeit in Frage stellen.
  2. In den Schoß welcher Kirche würde der Papst die Neubruderschaft führen? In den der Neukirche? „Sie haben mich aus der Neukirche ausgestoßen?” sagte der „exkommunizierte” Erzbischof. „Na und? Ich habe ihr niemals angehört.”
  3. Die Konzilsbischöfe sind in der Tat nicht alle schlecht, doch sind sie fast alle Modernisten, was bedeutet, daß viele von ihnen ihren katholischen Glauben verloren haben, ohne sich dessen überhaupt bewußt zu sein. Der moderne Mensch ist so verdorben, daß er, wenn seine katholische Religion seiner Modernität angepaßt wird, nicht einmal begreift, dass er kein Katholik mehr ist.
  4. 1987 konnte die Priesterbruderschaft noch sagen: „Akzeptiert uns so, wie wir sind”. Doch heute, anno 2017, hat sich das „so wie wir sind” grundlegend geändert!
  5. Würde Rom nur zum wahren Glauben zurückkehren, entfiele jede Notwendigkeit eines Übereinkommens.
  6. Gott segne den Erzbischof auch wegen seiner Frömmigkeit, doch seine weitaus wichtigste Eigenschaft war sein Glaube.
  7. „Fehlbare Ansichten”? Es gibt so etwas wie die Wahrheit! Hat jemand, der in der Neubruderschaft eine auch nur halbwegs bedeutende Position bekleidet, die Dokumente von Vatikan II tatsächlich studiert? Bestreitet die Bruderschaft, daß das Konzil eine neue Religion begründet hat?
  8. Die Mitglieder und Anhänger der Bruderschaft müssen diszipliniert und gehorsam sein – doch wem soll ihr Gehorsam gelten? Der neuen Konzilsreligion, die den Menschen ins Zentrum stellt?

Das Problem mit all diesen Thesen besteht darin, daß die Priesterbruderschaft St. Pius XII. im Getöse des großen Krieges entstanden ist, den die moderne Welt gegen Gott führt, doch seit dem Tod des Erzbischofs im Jahre 1991 haben ihre Führer jedes tiefe Verständnis dafür verloren, wer diesen Krieg führt und wie und warum. Josef, lesen Sie „Pascendi” wieder und wieder, bis Sie es vollständig begriffen haben!

 

Kyrie eleison.

 

(25. November 2017)

 

 

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