Samstag, 7. Oktober 2017
Eleison Kommentare DXXXIV (534)

Entscheidend Ist der Glaube — I

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DXXXIV (534)

Gott will, dass der Mensch an die Wahrheit, allein an die Wahrheit nur glaubt.
Drum Seelen gefährdet, wer dem Menschen die Sicht auf die Wahrheit raubt.

 

Eine entscheidende Wahrheit, die Erzbischof Lefebvre (1905—1991) allen Katholiken, die Ohren hatten zu hören, unentwegt in Erinnerung rief, war, daß der Glaube Vorrang vor dem Gehorsam hat. Doch seitdem sind wir zu der traurigen Einsicht gelangt, daß die meisten Menschen den Gehorsam auch weiterhin über den Glauben stellen. In diesen „Kommentaren“ — deren Verfasser sich beharrlich bemüht, durch die tragischen Entwicklungen der Gegenwart verwirrten Katholiken die Notwendigkeit einer Rückkehr zu den Grundlagen klarzumachen —, wurde schon oft versucht zu erklären, warum dem Glauben oberste Priorität gebührt. Ein weiterer Versuch, diesmal aus einer etwas anderen Perspektive, ist da gewiss nicht überflüssig.

Jeder einzelne auf Erden lebende Mensch — und nicht nur die Katholiken! — besitzt eine unsterbliche Seele, ohne die er nicht am Leben wäre. Diese Seele wurde nicht im Rahmen einer Massenproduktion hergestellt, sondern von Gott individuell aus dem Nichts geschaffen, um mit Ihm ewiges Glück im Himmel zu genießen. Sie ist der wichtigste Teil der menschlichen Natur; daher bildet sie einen Bestandteil der natürlichen Ordnung und ist selber nicht übernatürlich, wird aber in Gottes übernatürlichen Himmel eingehen, wenn sie rechten Gebrauch von ihrer natürlichen Gabe des freien Willens macht, mit Gottes übernatürlicher Gnade zusammenzuarbeiten. Diese Gnade, in welcher Form Gott sie auch immer zu schenken geruht, wird niemals fehlen, weil Gott will, dass jede Seele in den Himmel eingeht (I. Timothäus II, 4). Die Frage lautet nun: Welche Form menschlicher Zusammenarbeit ist — nicht nur seitens der Katholiken — notwendig, um in den Himmel einzugehen?

Der Glaube stellt zweifellos die Grundlage dieser Zusammenarbeit dar. Das Konzil von Trent nennt den Glauben „den Anfang der Errettung”, und Gott selbst spricht: „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen” (Hebräer XI, 6). Oft sagt Unser Herr In den Evangelien, wenn er ein Wunder vollbringt, dass dieses eine Belohnung für den „Glauben“ jener sei, an denen es geschieht, beispielsweise Matthäus XV, 28 (Heilung der Kanaaniterin), Markus X, 52 (ein Blinder wird sehend), Lukas VII, 50 (Bekehrung Mariae Magdalenas) usw. Worin besteht nun dieser „Glaube”, und warum ist er für Gott, und deshalb für die Seelen, dermaßen kostbar?

Unterscheiden wir hier sofort zwischen zwei Realitäten, die voneinander verschieden, jedoch miteinander verbunden sind: Der subjektiven Qualität des Glaubens in der Seele, durch den jemand an Übernatürliches glaubt, und der objektiven Gesamtheit der übernatürlichen Realitäten, der Objekte des katholischen Glaubens, an die ein Katholik glaubt. Daß sie verschieden sind, liegt auf der Hand: Ein Mensch kann seinen subjektiven Glauben verlieren, ohne daß deshalb auch nur die geringste Veränderung des objektiven Glaubens erfolgt.

Zwei Dinge werden dann klar. Erstens: Der Glaube, der Seelen errettet, ist jene subjektive Eigenschaft des Menschen, die Unser Herr in den Evangelien so lobt und belohnt. Er lobt oder belohnt nicht eine objektive Gesamtheit von Wahrheiten. Andererseits gilt zweitens: Die subjektive Qualität des Glaubens wird durch den objektiven Glauben bestimmt oder spezifisch festgelegt. Ich werde nicht gerettet, und verdiene weder Lob noch Belohnung, indem ich an irgendeinen dummen Unsinn glaube. Die Kanaaniterin glaubte nicht an irgendeine Dummheit; sie glaubte gewiß an die Göttlichkeit und an eine bestimmte göttliche Macht Unseres Herrn. Das, woran sie glaubte, war sowohl übernatürlich, d. h. es überstieg die rein natürliche Erkenntnisfähigkeit ihres Verstandes, und wahr. Und sobald die Apostel bald nach der Himmelfahrt Unseres Herrn die grundlegenden Wahrheiten festzulegen begannen, an die ein Anhänger Unseres Herrn glauben mußte, war sie sicherlich sehr glück lich darüber, daß ihr subjektiver Glaube durch den damals entstehenden objektiven Glauben hervorgehoben, bestätigt oder bestimmt wurde.

In anderen Worten: Der objektive Glaube hebt jenen subjektiven Glauben hervor, ohne den keine Seele gerettet wird. Deshalb gefährden Prälaten, welche den objektiven Glauben verfälschen, die ewige Rettung von Seelen. Wenn der subektive Glaube also unschätzbar wertvoll ist, dann gilt dies erst recht für den objektiven Glauben. Ihm gebührt also der oberste Rang.

 

Kyrie eleison.

 

(7. Oktober 2017)

 

 

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