Mittwoch, 20. Februar 2013

Von der Courage

„Nicht, daß es unbedingt sein müßte, immer wieder auf den ziemlich weit nach links hin abgestürzten und immer banaler werdenden Wiener Diözesansender „Radio Stephansdom“ einzugehen; dieser ist nur eine vergebene Chance mehr, und, von kleinen noch vorhandenen Positiva abgesehen, ein klarer Beleg eines umfassenden und auch medienpolitischen Versagens von Erzbischof Schönborn, der mit unwahrscheinlicher Treffsicherheit die wesentlichsten Agenden seiner Diözese den falschen Leuten anvertraut.

Doch die am Abend des 23. Februars 2011 ausgestrahlte Sendung über „Projekt“ und „Manifest“ zum Thema „Zivilcourage“ der „Katholischen Aktion“, in der wir aufgefordert wurden, „hinzuschauen, wenn Unrecht geschieht“,  war so überaus typisch in ihren Aussagen zur Geschichte Österreichs, daß eine nähere Betrachtung in der Tat lohnen mag.

Die Österreicher wären ein „feiges Volk“, war da zu hören, weswegen man eben jetzt den Leuten „Zivilcourage“ beibringen müsse, wozu sich die „Katholische Aktion“ anscheinend besonders berufen fühlt.

Eine Feigheit der Österreicher leite sich, wie analysiert wurde, wesentlich aus der feudalen Vergangenheit des Vaterlandes her, von der „brutalen Gegenreformation“ etwa; von der Monarchie, die, aber Ach, keine Schule des Demokratieverständnisses gewesen sei; und — wie könnte es anders sein — von der „NS“-Zeit (merke: nie wird es national-sozialistisch genannt, obwohl es doch so heißt).

Die „NS“-Zeit habe den Österreichern sozusagen dann so richtig total das „Kriechen“ beigebracht, weswegen bis heute das „Kriechen“ in Österreich ein vorherrschender Charakterzug geblieben sei.

Nicht, daß, was die heutigen Zustände in Politik und Gesellschaft anbelangt, des im Kirchensender plaudernden Zeithistorikers Analyse ganz falsch gewesen wäre. Doch die Linke hat bekanntlich speziell im Blick auf die Vergangenheit starke Sehschwächen.

Da bevorzugt sie etwa ebenso enthusiastisch wie unberechtigt den bekannt anpassungsfreudigen Protestantismus und schätzt demgemäß die Gegenreformation gar nicht.

Und die Linke mag auch die Monarchien nicht; speziell die Katholische Monarchie der Habsburger. Eigentlich mag die Linke auch Österreich nicht, und das Urbild des Polit-Kriechers und Schleimers hierzulande, der republikausrufer und Sozialist Karl Renner, dessen Anbiederung bei den jeweils gerade Mächtigen kühn alle politischen Grenzen sprengte, hätte das Vaterland 1918 gerne in „republik Noricum“ umbenannt. 

Wir möchten hier eine ganz andere historische Analyse vorlegen, als die in „Radio Stephansdom“ vorgetragene. Wobei wir auf jenes durchaus nicht feige Österreich verweisen wollen, auf das man aber in republikanischer Gegenwart so gerne vergißt.

Da hätten wir beispielsweise den auch als Gegenreformator überaus tüchtigen Erzbischof Leopold Graf Kollonitsch, der als junger Malteserritter den Türken noch selbst mit dem Schwert in der Hand entgegentritt und der 1683 im belagerten Wien maßgeblich mitwirkt, daß sich die übrigens sehr couragiert verteidigte Stadt halten kann; zweifellos ein mahnendes Vorbild für gewisse Erzbischöfe heutzutage.

Da wäre Prinz Eugen zu nennen, nicht nur ein militärisches Genie, ein brillanter und loyaler Politiker und ein großartiger Mäzen, sondern auch ein Mann außerordentlicher persönlicher Tapferkeit, auf dem Schlachtfeld immer wieder bewiesen.

Da hätten wir Andreas Hofer und die Tiroler Bauern und Kleriker, die 1809 der damals stärksten Militärmacht der Zeit, jener Napoleons, entschlossen und langanhaltend Widerstand entgegensetzen, beispielgebend für Europa; und da hätten wir Erzherzog Karl, der bei Aspern tollkühn durch eigenes Vorangehen seine Truppen mitreißt und zum Sieg führt.

Da sind die Offiziere und Soldaten der K. u. K. Armee, die 1914–1918 heldenhaft gegen eine Welt von Feinden fechten und ohne das Eingreifen Amerikas auch noch den Sieg errungen hätten — gegen vielfache Übermacht.

Da wäre Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, auf dessen Andenken heutzutage besonders herumgetrampelt wird, der in mutigstem und auch vor dem eigenen Opfer nicht zurückweichendem Widerstand das Katholische Österreich gegen roten wie braunen Totalitarismus verteidigt; der einzige Regierungschef, der im Kampf gegen den National-Sozialismus fällt. Und da wäre das Christkönigsfest vom 7. Oktober 1938 in Wien zu nennen, eine der wenigen Massenkundgebungen gegen den National-Sozialismus in dessen Herrschaftsgebiet.

Und da wollen wir mit Leopold Figl (wegen seiner Überzeugung ins Konzentrationslager gesperrt) und Julius Raab schließen, die nicht nur als wahre Staatsmänner agiert haben, sondern auch als mutige Bekenner, was seinen Teil zur Verwirklichung des Staatsvertrages von 1955 beiträgt.

Die Österreicher sind durchaus kein feiges Volk, das ist historisch außerordentlich gut belegt; gerade die feudalen Verhältnisse und die Herrschaft der Habsburger haben den Mut und die Ritterlichkeit hierzulande zu hoher Blüte gebracht.

Wenn heutzutage die Courage in Österreich sehr ausgedünnt sein dürfte, dann haben wir die Gründe dafür nicht in unserer Vergangenheit, sondern vielmehr in unserer Gegenwart zu suchen. Wir würden sagen, daß, wie die Häßlichkeit der Architektur, auch die Verformung des Charakters durch sozialistisches Gedankengut sehr gefördert wird.

Und überdies als Anfrage an die sich mit Zivilcourage beschäftigende „Katholische Aktion“ — wann haben sich ihre maßgeblichen Funktionäre zuletzt in angemessener Schärfe dem Unrecht des Abtreibungsmordes entgegengestellt? Hinsehen, nicht wegschweigen! Wenn Recht zu Unrecht wird, dann wird Widerstand zur Pflicht. Heute und hier und nicht bloß zeitgeistig gegen die falsche Weltanschauung von Gestern, die lange schon vorbei ist.“

Aus: „Die Weiße Rose – Zeitschrift gegen den Zeitgeist“, Nr. 177/2011

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
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