Mittwoch, 20. Februar 2013

Schönborniaden

„Es ist betrüblich für den Katholiken, sich im Gegensatz zu seinem Erzbischof zu befinden. Leider waren die Jahre seiner Amtsführung in Wien katastrophal.

Christoph Schönborn trägt maßgebliche Verantwortung für den schlechten Zustand der Kirche in Österreich. Ganz seiner Meinung sind wir allerdings in Bezug auf den arbeitsfreien Sonntag.

Und gefreut haben uns auch seine unlängst geäußerten Worte gegen die „Euthanasie“-Planungen in Europa. Leider hat er diese Erklärung zusammen mit Landau von der „Caritas“ abgegeben. Warum nicht mit dem hier sehr sachkundigen Bischof Andreas Laun?

Hat dies damit zu tun, daß „Caritas“-Direktor Landau als Exponent einer radikalen Progressivströmung in der heimischen Kirchenlandschaft gilt, Laun hingegen als Rom-treu und traditionsorientiert?

Nicht nur Landau wird häufig und stets positiv in den großen Medien genannt und glänzt an des Erzbischofs Seite. Auch für andere „Caritas“-Funktionäre gilt dies, und seit langem sind diese ja durch die Verknüpfung von Humanitätsgetue mit scharf linken Positionierungen bekannt.

Da meldet sich etwa „Caritas“-Präsident Küberl zur aktuellen Schuldebatte und spricht sich glatt für „ganztägige Schulformen“ aus; „die Nachhilfe müsse in den Schulen erfolgen“; „Lehrer müßten den ganzen Tag in der Schule anwesend sein“.

Erkennen wir da den linken Wunsch nach der zwangsweisen Ganztagsschule (über welche man den totalitären Zugriff einer immer extremer werdenden Progressiv-Pädagogik auf möglichst alle Kinder des Landes durchzusetzen wünscht)?

Und wo äußert sich Präsident Küberl fortschrittlich zur Schulpolitik? „Natürlich“ in Eminenz Schönborns Kirchenzeitung („Der Sonntag“ 15.5.2011). Auch der linkslinke ehemalige Monsignore Schüller (auch ehemals leitender „Caritas“-Funktionär) darf dort nicht fehlen.

In gleicher Ausgabe interpretiert er das Evangelium (Spalte „Das Wort zur Schrift“). Ausgehend vom Herrenwort „Ich bin die Tür ...“ (Johannes 10,7) erklärt Schüller: „An und rund um Türen gibt es auch die Versuchung zu Machtspielen. Wer öffnen und schließen kann, hat Macht. Kann mit Eintrittsbedingungen wuchern, auswählen, wer des Eintretens würdig ist. Oder auch gefangen halten, über wen man Macht behalten will. Jesus war und ist anders ... Keine Machtspiele ... Einladung und Ermunterung ... ihr könnt es auch sein. Füreinander Türen herein und hinaus. Ohne die Machtspiele der großen Schlüsselbünde.“ Soweit Schüller. Und wenn wir nun unsererseits diesen Text auslegen, würden wir meinen, hier einen Klassiker linker Evangelien-Fehldeutung vor uns zu haben, das Konstruieren eines Gegensatzes von Jesus („war und ist anders“) zu Seiner Kirche („große Schlüsselbünde“, „Machtspiele“), die sympathisch klingende und wohl zunächst nicht falsche Ermunterung, gleichsam Jesus in den Mund gelegt, „füreinander Türen“ zu sein — freilich ohne die „Machtspiele“ (des traditionellen Klerus, der Kirchlichen Hierarchie); „wir“ (die „mündigen Laien“) brauchen also diese „Machtspiele“ (der Kirche) nicht, wir sind bessere Christen ohne die „großen Schlüsselbünde“ (die Papst und Klerus handhaben).

Da gibt es freilich noch andere Christusworte, die in dieser Ausgabe von Schönborns Kirchenzeitung aber nicht vorkommen; etwa: „Du bist Petrus ... und ich will dir des Himmelreiches Schlüssel geben ... alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ (Matthäus 16/18-19).

Machtspiele? Jesus ist anders? Oder hat der Ex-Monsignore hier etwas übersehen? Oder gar weggelassen, was in Wahrheit nicht selbstangemaßte Macht des Papstes, sondern von Christus her auferlegte Verpflichtung ist? Denn der Schlüsselbewahrer treibt nicht Machtspiele, sondern wacht, schützt, weist den Weg, rettet.

In der Tat, der Papst hat die Schlüssel; selbsternannte „Basis“-Oberlaien und „Pfarrer-Initiativen“ haben sie nicht. Schüller ist nicht nur gut für kernige Worte, er ist auch „Mitbegründer“ der rebellischen „Pfarrer-Initiative“ (die soeben einen „Aufruf zum Ungehorsam“ veröffentlicht hat) und fordert überdies schon auch einmal den Rücktritt des Papstes, angesichts nämlich des vom liberalen Establishment gegen den Katholizismus losgetretenen gegenwärtigen Kulturkampfes in den USA, wenn die im Zuge davon erhobenen „Vorwürfe“ gegen den Papst in Zusammenhang mit „Mißbrauchsfällen“ nicht „Aufklärung“ fänden.

„Wenn das nicht in allernächster Zeit klar gestellt wird, dann muß der Papst zurücktreten“ (Schüller-Originalwunsch, bislang nicht erfolgreich, zitiert nach „wienORF.at“ 9.11.2010). 

Eine lange Reihe kritischer Äußerungen Schönborns sind uns erinnerlich: Kritik an (eher konservativen) Mitbrüdern im Amt wie Kardinal Groer, Bischof Krenn, Bischof Laun; Kritik an unangenehm effizienten Abtreibungsgegnern (Salzburg); Kritik an freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten (2010).

Keine kernigen Maßnahmen mehr und kritischen Anmerkungen Schönborns allerdings gegenüber Schüller. Dieser ist immer noch Pfarrer im zur Erzdiözese gehörenden Probstdorf und Universitätsseelsorger und darf, zu all dem erkennen wir keinen Einspruch des zuständigen Erzbischofs, „Initiativen“ begründen, Rücktrittsaufforderungen aussprechen, Auflehnung propagieren, dennoch prominent in der Kirchenzeitung schreiben, bei der „Langen Nacht der Kirchen“ im Priesterseminar über „Zukunftsperspektiven“ mitplaudern und dies und das und vielerlei anderes.

Ein „Masterplan“ „wächst heran“ (Leitartikel im „Sonntag“), drastische Strukturänderungen in der Kirche in Österreich ankündigend. „Zur Gestaltung dieses Prozesses“ ist von Schönborn eine „Steuerungsgruppe“ eingesetzt, die „eng“ mit ihm „Schritte“ planen wird, die „zur komplexen Wirklichkeit unserer Diözese passen.“ (Hirtenbrief vom Mai 2011).

Was genau das Vorhaben der Eminenz ist, bleibt verborgen; klare Aussagen sind bekanntlich Schönborns Sache nicht; etliche Details geben Anlaß zu Besorgnis: vom „Weg der Erneuerung“ ist die Rede, den „das Konzil“ angeblich wollte; auf den „rasanten gesellschaftlichen Wandlungsprozeß“ wird verwiesen, an den man offenbar unbedingt Anschluß gewinnen möchte und in den man anscheinend keinesfalls korrigierend einzugreifen gedenkt; Bereitschaft wird eingemahnt, „zur heutigen Situation wirklich ja zu sagen“ (wir würden dazu eher Nein sagen); mehrfach wird die Leitung Kirchlicher Gemeinden durch Laien angekündigt, „Teams im pastoralen Dienst“ aus Priestern und Laien sind in Aussicht gestellt; vom Aufgeben von Bisherigem wird gesäuselt, um „Neues zu wagen“. Dürfen wir all diese umfassende Laisierung und Verweltlichung als „Lösungsansatz“ für das Problem eines selbstverschuldeten Niedergangs ansehen? (Auf abschüssiger Bahn auf´s Gas steigen, um rascher über die Klippe zu stürzen)?

Und wer befindet sich in jener „Steuerungsgruppe“? Wer konkret lenkt? Müssen wir annehmen, daß wir dort die Namen Schüller, Landau, Küberl wiederfinden? Von klar konservativer Seite scheint niemand am Steuer zu sein, das wäre uns wohl aufgefallen.    

Unter dem linksverdrifteten Kardinal König wurde dem heimischen Katholizismus sozusagen das Kirchendach abgetragen (der hiesige Rotfunk hat ihm zu Fronleichnam ein hymnisches „Dokudrama“ gewidmet — sage mir, wer dich lobt, und ich sage dir, wer du bist); unter Kardinal Schönborn werden jetzt die Mauern weggerissen.“

Aus: „Die Weiße Rose – Zeitschrift gegen den Zeitgeist“, Nr. 180/2011

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
© kreuz-net.info, EMail: redaktion@kreuz-net.info, Impressum