Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DXXII (522)
„Die Krise ist keine“, sagt Rom, einflußreich.
„Die Falle ist keine“, sagt Menzingen gleich.
Am 13. Juni dieses Jahres wurde der Inhalt eines Briefs bekannt, der aus dem Generalhaus der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Menzingen, Schweiz, stammte und das Ziel verfolgte, „die mit Eheschließungen zusammenhängenden Fragen zu klären“. Dieses Schreiben stellte die Antwort auf einen am 4. April an die Öffentlichkeit gelangten Vorschlag Roms dar, die Integration von unter der Obhut der Bruderschaft erfolgten Eheschließungen in die Struktur der Konzilskirche zu erleichtern. Das Problem, das dieser Brief aufwirft, ist durchaus nicht nebensächlicher Art und betrifft mitnichten nur Unstimmigkeiten in Detailfragen. Das Problem liegt in der ganz und gar durch die Konzilsideologie geprägte Mentalität der Kirchenmänner, von denen der Vorschlag stammt. Um die unsterblichen Worte eines der drei der Bruderschaft angehörenden Theologen zu wiederholen, die unter der Leitung von Bischof de Galaretta vier römischen „Theologen“ in den „Theologischen Diskussionen“ von 2009 bis 2011 die Stirn boten, waren diese vier Römer „geisteskrank, besitzen aber die Autorität“. Die (objektive) „Geisteskrankheit“ der Römer ist dermaßen offenkundig, daß sich gar mancher gläubige Katholik zu der Folgerung veranlasst sieht, sie hätten alle kirchliche Autorität eingebüßt. Doch leider macht es immer noch den Anschein, sie besäßen diese Autorität, so daß sie im Namen des „Gehorsams“ die Kirche objektiv zerstören; ob sie mit ihrem Treiben subjektiv gute Absichten verfolgen, weiß nur Gott allein.
So wurde im ersten, größeren Teil des von Menzingen verfaßten Briefs über Eheschließungen (siehe die letztwöchigen Kommentare) das Argument ins Feld geführt, Roms Vorschlag vom 4. April verfolge einzig und allein das Ziel, die unter der Obhut der Bruderschaft zelebrierten Eheschließungen wieder in Übereinklang mit der altehrwürdigen und vernünftigen Praxis zu bringen, die in der Kirche seit dem Konzil von Trient gilt. Jawohl, Menzingen, doch was ist ein vernünftiges Gesetz denn schon wert, wenn es von „geisteskranken“ Personen in die Praxis umgesetzt wird? Ein tiefgründiges scholastisches Axiom besagt: „Was immer man empfängt, wird auf die Art des Empfängers empfangen.“ Eine gesunde Tradition in den Händen (objektiv) geisteskranker Kirchenmänner läuft Gefahr, selbst geisteskrank zu werden. Beispielsweise behauptet Menzingen im dritten Teil seines Briefs, wenn die unter der Ägide der Bruderschaft erfolgten Eheschließungen offiziell gemacht würden, würden sie dadurch sicherer. Sicherer, habt ihr gesagt? Und dies angesichts der Tatsache, daß die heutigen Verantwortlichen der Kirche offizielle Ehenichtigkeitserklärungen quasi in eine „katholische Scheidung” verwandelt haben?
Der zweite Hauptteil des Briefs führt acht Haupteinwände gegen Roms Vorschlag an — allerdings nur, um sie gleich zu widerlegen. Die Essenz der meisten dieser Einwände besteht darin, daß, im Kontext gesehen, ein Ja zu Roms Vorschlag bedeute, dem konziliären Verrat am Glauben zuzustimmen: Der konziliären Theorie und Praxis der Ehe (1,2); der konziliären Verurteilung früherer Eheschließungen unter dem Schirm der Bruderschaft (3); dem neuen Kodex des Kanonischen Gesetzes (8); und so weiter. Menzingens Antwort lautet, daß für sich allein gesehen, ohne Rücksicht auf den Kontext, der römische Vorschlag nichts anderes bewirke, als unter der Obhut der Bruderschaft getrauten Paaren ein Schlupfloch offen zu lassen, damit sie in Harmonie mit der offiziellen Kirche heiraten könnten. Jawohl, Menzingen, doch wie kann eine Eheschließung im realen Leben ohne Blick auf den Kontext zelebriert werden? Und wie kann irgendein offizieller kirchliche Kontext heute anders als konziliär sein?
Der fünfte Einwand ist ein klassisches Beispiel für die vollkommen wirklichkeitsfremde Denkweise Menzingens, welche das Untrennbare zu trennen versucht: Auf den Einwand, Roms Erleichterung der offiziellen Anerkennung von unter der Ägide der Piusbruderschaft geschlossenen Ehen sei lediglich der Käse in einer Mausefalle der Personalprälatur, entgegnet Menzingen, „für sich selbst gesehen“ sei Käse nichts andres als Käse! Menzingen anerkennt sogar, daß der Vorschlag laut Roms eigenem Eingeständnis ein Schritt auf dem Weg zur letztendlichen „institutionellen Regularisierung“ der Bruderschaft ist, in anderen Worten, daß der Käse, objektiv gesehen, Bestandteil einer Falle ist. Menzingens Antwort hierauf lautet, dass die Bruderschaft, um sämtliche solche Fallen zu meiden, alle Kontakte mit den offiziellen Vertretern Roms abbrechen müßte — ein Schritt, von dem Erzbischof Lefebvre 1975 sagte, er werde ihn nie tun.
Jawohl, Menzingen, doch auf diese Aussage des Erzbischofs in 1975 folgten noch 13 Jahre der Kontakte und Verhandlungen mit den Römern, die ihm schließlich klar vor Augen führten, daß sie nicht wirklich an einer Pflege der Tradition interessiert waren. Dann, und erst dann, weihte er vier Bischöfe, denen er den Auftrag erteilte, sich um die Tradition zu kümmern (was sie bis 2012 taten), doch hat er niemals jegliche künftigen Kontakte mit den Römern ausgeschlossen. Er sagte lediglich, fortan werde die Doktrin Vorrang vor der Diplomatie haben, so daß der Kontakt erst wiederaufgenommen werden könne, wenn die Römer zu der großen päpstlichen Verurteilung von Liberalismus und Modernismus zurückkehrten. Und seit 1988? Menzingen behauptet, Rom habe sich zum Besseren gewandelt, so dass die Falle keine Falle mehr sei! Oh Menzingen! Du hast dich mit der „Geisteskrankheit“ der Römer angesteckt!
Kyrie eleison.
(15. Juli 2017)
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