Samstag, 25. März 2017
Eleison Kommentare DVI (506)

Langsamer Niedergang — I

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer DVI (506)

Und spiegeln meine Taten nicht getreu mein Denken wider,
So sinkt mein Denken auf die Stufe meiner Taten nieder

 

Das hier angeführte Zeugnis eines gläubigen Katholiken aus den USA trifft gar manchen Nagel auf den Kopf:

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. hat sich „ein neues Image verpasst“ und ist nicht mehr, was sie einst war. So wie die ursprüngliche Priesterbruderschaft zur Katholischen Kirche gehörte, gehört die Neubruderschaft zur Neukirche. Wer alt genug ist, um sich zu erinnern, dem kommt alles so vor wie eine Neuauflage von Vatikan II, nur noch schlimmer, weil es diesmal keine direkte Attacke auf die Doktrin und kein grosses Konzil gibt; stattdessen verbreitet sich die Revolution mittels eines langsamen, fast unmerklichen gesellschaftlichen Wandels.

Denn während der Anschein der Tradition noch aufrechterhalten wird, wird die traditionalistische Bewegung langsam von innen her verändert. Äußerlich und materiell scheint es um die Priesterbruderschaft besser bestellt zu sein denn je zuvor; es stehen ihr immer mehr Geld und immer mehr Gebäude zur Verfügung, doch innerlich und spirituell befindet sich die Bruderschaft in einem Prozess des langsamen Niedergangs, weil die Krankheit des Modernismus ihre Anhänger unmerklich infiziert. Eine Reihe von Symptomen weist darauf hin, dass sich der Modernismus innerhalb der Bruderschaft in gleicher Form offenbart wie früher in der Kirche; hiervon zeugen beispielsweise ihre jungen, glückselig strahlenden Priester, die den „Friedenspriestern“ der sechziger und siebziger Jahre, wie der große Kardinal Mindszenty sie nannte, aufs Haar gleichen. Viele von ihnen leiden an Verweichlichung – im Gegensatz zu den früheren Generationen von Priestern, jedoch genau wie manche der führenden Laien, die in Schulen der Neubruderschaft lehren.

Und so ist die Messe immer noch traditionell, doch die ganze Kultur um sie herum ist die des Novus Ordo. Die Traditionalisten wollen die alte Messe und die Sakramente bewahren und auch einen Teil der Moral aus dem Katechismus, aber zugleich wollen sie alles andere, was die moderne Welt anzubieten hat. Dies führt dazu, dass viele sogenannte traditionalistische Katholiken sich außerhalb der Messe und der Sakramente kaum noch von ihren Mitmenschen unterscheiden, die sich der modernen Welt mit Haut und Haaren verschrieben haben. Wenn es um Scheidung, Ehenichtigkeitserklärung, „alleinstehende“ Mütter usf. geht, sind die Statistiken ein und dieselben. Falls die Traditionalisten mit der modernen Welt gehen wollen, können sie der wahren Religion nicht treu bleiben. Hier heißt es: Entweder – oder.

Tatsache ist, dass die traditionalistische Bewegung nun für die Welt geöffnet wird, damit sie gesellschaftlich akzeptabel und normal wird, und dass der Prozess der Modernisierung in vollem Gange ist, langsam, aber unerbittlich. Eine neue, junge Generation hält das Steuer in der Hand und ändert den Kurs. Die alten, verschrobenen, peinlich wirkenden Hardliner sind von der Bühne abgetreten, und die Tradition hat ein neues Image, ein neues, glückliches, freundliches Gesicht. Die Mainstream-Kirche hat vor fünfzig Jahren ihr „Aggiornamento,“ also ihre Anpassung an die heutigen Verhältnisse, vollzogen, und die Bruderschaft holt diesen Prozess in unseren Tagen nach. Die alte Generation, die so viele Schlachten ausfocht, um den Glauben unverfälscht zu bewahren, wird nun von einer neuen Generation abgelöst, die den Novus Ordo sowie die Geschichte seiner Entstehung niemals gekannt hat und nie für etwas kämpfen musste. Die heutigen jungen Traditionalisten sind in aller Regel in einer traditionalistischen Blase aufgewachsen und wissen viel zu wenig von dem gestrigen Krieg, vor dessen Hintergrund der heutige zu sehen ist. Vor dem Konzil bezeugte Bella Dodd, dass die Kirche von den Kommunisten unterwandert wurde. Sind wir ganz sicher, dass der traditionalistischen Bewegung gegenwärtig nicht dasselbe widerfährt?

Es war alles nur allzu leicht voraussehbar. Da die Bruderschaft nicht unfehlbar ist, macht sie nun dasselbe durch wie die Kirche vor fünfzig Jahren – Infiltration, Kompromisse, Zerfall und derselbe Prozess der Selbstzerstörung. Erzbischof Lefebvre hätte diesen radikalen Wandel sofort entdeckt, doch allzu viele Frösche im Topf der Bruderschaft haben noch nicht einmal gemerkt, wie heiß das Wasser inzwischen geworden ist. Der Erzbischof „reichte weiter, was er empfangen hatte,“ doch wie kann die neue Generation weiterreichen, was sie niemals empfangen hat? Deshalb hören wir jetzt, dass die „unvermeidliche Versöhnung“ bevorsteht. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird als Teil der Neukirche akzeptiert werden und im Gegenzug die Neukirche akzeptieren müssen. Sie wird fortan nur noch eine der vielen Seitenkapellen im Pantheon der Neuen Weltordnung bilden. Und was die „Versöhnung“ betrifft – welche Seite hat der anderen nachgegeben? Ist die Konzilskirche etwa katholisch geworden? Mitnichten!

Nächste Woche wird derselbe Zeuge abermals zu Worte kommen.

 

Kyrie eleison.

 

(25. März 2017)

 

 

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