Montag, 18. Februar 2013
Vatikan

Legitim, aber nicht ungefährlich

Die Einmaligkeit der Entscheidung von Papst Benedikt XVI. weckt die Begehrlichkeiten Rom-feindlicher Kreise

Vor Benedikt XVI. (2005–2013) hatte Papst Coelestin V. (1294) den Verzicht auf das Petrusamt erklärt – aus völlig unterschiedlichen Gründen allerdings. [Quelle: wikipedia/flickr]

Beim Konsistorium am 11. Februar 2013 verkündete Papst Benedikt XVI. vor den Kardinälen den Verzicht auf das ihm am 19. April 2005 anvertraute Petrusamt, da „meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben“ – es war wohl der ungewöhnlichste Schritt, den man sich von einem Papst erwarten konnte. Aber vielleicht auch nur von einem deutschen Papst, der noch dazu den Lebensabend von Johannes Paul II. und die sich zeigenden Einschränkungen und persönlichen Leiden aus engster Nähe miterlebt hat.

Auslegung der Pflichterfüllung

Hier trifft die deutsche Auslegung der Tugend der Pflichterfüllung (und die Einsicht ihrer physischen Unmachbarkeit) auf die Auslegung seines Vorgängers, die dessen langjähriger, persönlicher Sekretär und nunmehrige Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz deutlich ausdrückte: „Vom Kreuz steigt man nicht herunter!“

Der Heilige Vater hatte nur einen engsten Kreis ins Vertrauen über seine, nach wiederholter Gewissens­prüfung vor Gott getroffene Entscheidung gezogen. Selbst für den Kardinaldekan Angelo Sodano war es „ein Blitz aus heiterem Himmel“, der deutsche Kardinal Meisner war „regelrecht schockiert“: „Das geistliche Amt ist ja eine Art Vaterschaft. Und Vater bleibt man doch zeit seines Lebens.“

Dennoch: Der Schritt des Papstes als Souverän über die Christenheit ist per se als legitim zu respektieren – ob er allerdings richtig war, wissen wir nicht.

Begehrlichkeiten der Antiklerikalen

Daß von antiklerikaler wie auch innerkirchlicher anti-römischer Seite nun fälschlich versucht wird, eine Entsakralisierung des Papsttums herbeizureden, ist ausschließlich Ausdruck ihres politischen Wollens.

So versucht beispielsweise einer der führenden italienischen Freimaurer, Ernesto Galli della Loggia, einen Fuß in die Türe zum Vatikan zu bekommen: „Wenn es nämlich möglich ist, daß ein Papst zurücktritt – und damit eine jahrhundertealte Praxis an der höchsten Spitze umstürzt – dann sind auch andere Neuerungen möglich. Dann können ebenso andere jahrhundertealte Praktiken … umgestürzt werden.“

Galli spricht vor allem die Kurie und den Modus der Papstfindung an: „Kann noch … die Wahl eines Papstes einer Handvoll alter männlicher Oligarchen vorbehalten sein …? Kann noch die Macht der Kongregationen allein in deren Händen liegen? Ist es zulässig, daß noch immer eine Eiterbeule wie die IOR, die Vatikanbank, existiert?“

Diese heftigen Angriffe eines Repräsentaten einer Organisation, die nicht im Verdacht der allzu engen Nähe zu Rom steht, zeigen vor allem eines: Daß es noch nicht gelungen ist, sich in der Kurie festzusetzen, und daß die Vatikanbank (wahrscheinlich als eine der wenigen Banken) noch nicht von ihnen steuerbar ist – man sollte sich doch eher um den Skandal um die Banca Monte dei Paschi di Siena und deren geschaßten (Freimaurer)-Chef Giu­sep­pe Mus­sari und die Rolle Mario Draghis, dem jetzigen EZB-Chef, kümmern.

Begehrlichkeiten der Ewiggestrigen

In ein ähnliches Horn blasen die linkskatholischen antirömischen Truppen, die nun ihre abgelegenen Kalauer aus der 68er Zeit wieder aus der Mottenkiste holen: Frauenpriestertum, „Sich-öffnen“ für demokratische Strukturen vor Ort (sprich. mediengesteuerte Bischofswahl), daß die Kirche vom „römischen Zentralismus wegkommt“, daß die Kirche den Zölibat überdenkt, den Klerus aufhebt und „offen, bescheiden, mitfühlend gerade auch auf die Menschen zugeht, die anders leben, als es offiziell-kirchlichen Vorstellungen entspricht“ (wiederverheiratete Geschiedene und Homoirrende).

Der Weg von Papst Benedikt XVI.

Aber gerade das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. hat den richtigen und zum Vorhergesagten gegenläufigen Weg beschritten: Die Wiederfindung der Tradition der Kirche (mit deren heftigsten Fürsprechern, der Piusbruderschaft) und die Rückbesinnung auf den Kern des Glaubens.

Das, was die Kirche am wenigsten benötigt, sind eine Selbstsäkularisierung durch Polit-Laienfunktionäre und die medial geforderte Transparenz, das Einfallstor in den Vatikan.

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
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