Samstag, 31. Dezember 2016
Deus vult

Zum Jahreswechsel

Ein Rückblick auf 2016 und ein Ausblick auf ein für Christen geschichtsträchtiges Jahr 2017. Aus einem Brief des em. Dozenten Dr. Friedrich Romig an einen bischöflichen Freund.

Vor dem Heer des Katholischen Königs Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien kapituliert Boabdil, der letzte Sultan von Granada. Die Herrschaft der Mohammedaner in Spanien ist beendet, die Reconquista geglückt (1491/1492). Jetzt wird ein Nachfolger gesucht. [Bild: Archiv kreuz-net]

Fons et origo malorum

Bei meinem Vortrag „Was sind unsere Werte wert? Bilanz, Beurteilung, Bewährung“ (einschließlich der Auseinandersetzung mit dem sunnitischen Syrer Basam Tibi) im Zuge des Arbeitskonvents des Ordens vom St. Georg in Passau Anfang September 2016 bekamen manche Zuhörer allerdings schwere Schluckbeschwerden, als ich Israel als fons et origo malorum nicht nur für den Unfrieden im Nahen Osten, sondern für die Destabilisierung in der ganzen Welt mitverantwortlich machte.

Die Verurteilung Israels wegen der Sabotage einer Zweistaatenlösung durch die UNO-Resolution 2334 am Vorweihnachtstag und die deutliche Sprache, mit der der Außenminister Kerry die Haltung der USA gegenüber Israel zum Jahresende verteidigt hat, sind mir naturgemäß eine willkommene Bestätigung eines Teils des im September Gesagten.

Wertlose „Werte“ der Moderne

Aber abgesehen davon hat das Jahr 2016 uns ganz persönlichen, aber auch unserem Land, Europa und der Welt schweren Schaden zugefügt. Auf den Prüfstand gestellt, erwiesen sich die meisten unserer „Werte“ als wertlos. Aufklärung, Humanismus, Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit, Nichtdiskriminierung, offene Gesellschaft, Demokratie, Rechtsstaat, Freihandel, Globalisierung sind „Werte“, die im Clash of Civilisations und der neuen „frontenbildenen Kraft der Religionen“ (Rudolf Burger) sich nicht bewährten und uns wehrlos machten. Wir befinden uns im Krieg und im Ausnahmezustand, auch wenn viele von uns es nicht wahrhaben wollen. Die Rede von der EU als Friedensprojekt oder der NATO als „Partnership for Peace“ klingt heute wie Hohn.

Ausblick auf 2017

Was mich zu diesem längeren Neujahrsgruß veranlaßt, ist die Erwartung, daß das Jahr 2017 uns in noch ungeahnter Weise neuerlich auf die Probe stellen wird. Es ist gut möglich, daß das „Lutherjahr“ dem Christentum in Europa den endgültigen Todesstoß versetzt.

Die protestantische Obrigkeit wird sich überschlagen, um sich von Luthers Schrift „Die Juden und ihre Lügen“ zu distanzieren. Durch diese Distanzierung wird die protestantische Religionsgemeinschaft die Reste ihrer Glaubwürdigkeit verlieren.

Sie wird, soweit sie es nicht schon getan hat, den Prozeß nachvollziehen, den die römische Kirche seit dem Zweiten Vatikanum mit ihrer „Judenerklärung“ Nostra aetate durchgemacht hat: die Abkehr von ihrer Lehre und Tradition durch zunehmende „Judaisierung“ (Louis Israel Newman, Sergio Quinzio).

Entsorgung des christlichen Glaubens

Wieweit die Judaisierung bereits in die unteren Schichten des Corpus mysticum eingesickert ist, kommt im Pfarrblatt der Dompfarre St. Stephan zu Wien, 71. Jg., Nr. 3, Weihnachten 2016 zum Ausdruck. Dort trägt gleich der erste Abschnitt eines Artikels der Professorin für Praktische Theologie an der Universität Wien, Dr. Regina Polak, mit seiner Überschrift zur Aufhebung des Zentraldogmas der katholischen Kirche und des gesamten Christentums bei: die „Vorstellung von der ‚Menschwerdung‘ Gottes ist eine Häresie“.  (http://www.zeitgemaess-glauben.at/cms/auslese/383-menschwerdung-gottes-ist-haeresie)

Wer auch nur den ersten Abschnitt liest und nicht begreift, wie hier der christliche Glaube entsorgt wird, der macht mit dem nachchristlichen Judentum gemeinsame Sache und hat die Unvereinbarkeit von Christentum und Judentum (Baruch Spinoza, Franz Rosenzweig u. a.) nicht erfaßt. Für das Talmudjudentum war Behauptung und Verehrung der Gottessohnschaft Christi seit jeher Gotteslästerung und Götzendienst (Princeton-Judaist Peter Schäfer: Jesus im Talmud).

Franziskus — „faktisch ein Häretiker“

Was sich in Rom heute abspielt, kommt einer offenen Rebellion gleich. Kardinal Brandmüller nennt im „Spiegel“ Papst Franziskus „faktisch einen Häretiker“! Er und sieben andere glaubenstreue Kardinäle, 203 Erzbischöfe und Bischöfe aus drei Erdteilen sowie rund 1 Million Gläubige unterzeichneten eine „Bitte um Klarstellung“ des Apostolischen Schreibens „Amoris laetitia“ und listeten dort gleich 27 Punkte auf, die Abweichungen von der lehramtlichen Tradition beinhalteten.

Jesuskind nicht Gottes Sohn?

Kardinal Schönborn spricht heute davon, daß Europa sein „christliches Erbe verschleudert“ hat. Benedikt XVI. zweifelt in seinen „Letzten Gesprächen“ daran, daß Europa dieses Erbe je wieder zurückholen kann.

Wenn ich die Weihnachtsausgaben der Hauptmedien durchsehe, dann ist für viele das Christfest nur noch eine Peinlichkeit. Wie könnte es denn auch anders sein, wenn das, was seit der Kreuzigung des Erlösers Judengläubige (im Gegensatz zu Christusgläubigen) stets vertreten haben, uns nun die Kirche von St. Stephan zu glauben aufträgt: DAS JESUSKIND IN DER KRIPPE IST NICHT GOTTES SOHN.

Menschwerdung Gottes

Zugleich mit dem Verlust des Glaubens an die Menschwerdung Gottes geht die Leitidee Europas verloren. Ich kann nur raten, sich den „Abgesang“ auf die „Reichsidee“ aus Heft IV/2016 der Neuen Ordnung (Graz) zu verschaffen, zumindest aber den letzten Abschnitt „Der Niedergang Europas“ zu lesen (1—2 Minuten!).

Ich halte diesen hervorragend formulierten Beitrag für höchst bedenkenswert, wenngleich ich vermute, daß der Verfasser, ein noch recht junger Historiker, Protestant ist und ihm die Ekklesiologie der katholischen Kirche fremd ist.

Er geht daher in seiner protestantisch-deutschen Engführung nicht darauf ein, daß die Kirche, nach ihrem eigenen Verständnis, das Reich Gottes auf Erden ist (Vatikanum II, Lumen gentium, Nr. 1 und besonders Nr. 5), „Lebensprinzip der Gesellschaft“ (Pius XII.), „die Seele der in die Familie Gottes umzugestaltenden Gesellschaft“ (Vatikanum II, Gaudium et spes, Nr. 40).

Sie wird allen Widrigkeiten und Unkenrufen zum Trotz nicht untergehen („non praevalebunt“, Mt 16, 28). Aber wer glaubt das noch? Eine kaum noch zählende Minderheit akzeptiert das Credo ohne Mentalreservation. Das Christentum verlangt von uns, es als ganzes anzunehmen. Das nicht zu tun und etwa nur die Nächstenliebe zu betonen, ist Unglaube! Und wer weiß heute noch, was in der Messe tatsächlich geschieht: die Hinopferung des Priesters und der ganzen Gemeinde auf dem Altar genannten „Schlachtstein“.

2017 — Das Jahr des Kampfes um das Christentum

Alle anderen Auseinandersetzungen an Rang und Bedeutung übertreffend (Brexit, Flüchtlinge, Integration, Terrorismus, Sicherheit, Grenzschutz, Jugenarbeitslosigkeit, Euro- und Bankenrettung), wird 2017 wohl das Jahr des Kampfes um das Christentum, das Fundament unserer Kultur und Zivilisation, werden.

In diesem Kampf haben wir keine guten Karten. Die Augen vor dem eigentlichen Feind und seinen Intrigen zu verschließen, führt in die Irre. Mit „Werten“, die nicht tragen, ist kein Kampf zu gewinnen.

Dritte Chance zur Rettung vor dem Islam

Deshalb flehte Kardinal Schönborn in seiner oben zitierten Rede zu Mariae Nam 2016 um Gnade: Gott solle trotz unseres Versagens uns noch eine dritte Chance zur Rettung vor dem Islam einräumen (nach 1529 und 1683). „Spe salvi facti sumus“: ob die Hoffnung heute noch hilft? Nicht, wenn der „Selbstmord Europas“ (Michael Ley) auf der Agenda der herrschenden politischen Eliten und der von ihnen unterhaltenen NGO’s steht.

Deus vult

Für 2017 wird daher der Prozeß einer „Rivolta“ der Eliten und der politische Wille zur nationalen Selbstbehauptung in Europa Fahrt aufzunehmen haben. Dem vom chassidischen Religionsphilosophen Martin Buber angeprangerten jüdischem „Nein zum Leben der Völker“ gilt es sich energisch entgegenzustellen. Die miles Christi, Geistliche und Laien, sind aufgefordert, in die vorderste Front sich einzureihen und den Kampf aufzunehmen: „Deus vult!“ Wenn wir den Kampf nicht aufnehmen, wird der Redemptor homines bereits aus seiner Krippe uns gestohlen und entsorgt.

Möge 2017 unser Kampfruf sein: Aut Christus aut nihil!

Hinweis

  • Einleitung, Bildauswahl und -legende sowie die Zwischentitel wurden redaktionell eingefügt.

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
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