Samstag, 17. Dezember 2016
Eleison Kommentare CDXCII (492)

Unterscheiden, Diskriminieren

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CDXCII (492)

Tritt die Wahrheit in reiner Form auf, muss ich freudig zu ihr mich bekennen.
Doch wird Wahrheit mit Lüge vermengt, muss ich weit von der Mischung wegrennen.

 

Wenn man die allem Anschein nach triftigen Beweise für eucharistische Wunder, die sich bei Novus-Ordo-Messen (NOM) ereignen, akzeptiert – und solche Wunder mögen sogar recht häufig geschehen; eines der letzten trug sich dem Vernehmen nach am Weihnachtstage 2013 in Legnica zu, das wiederum in Polen liegt (http://www.garabandal.org/News/Adoration_of_the_Blessed_Sacrament.shtml) –, werden manche von uns tatsächlich ihre Position überdenken müssen. Einer unserer Leser formulierte es wie folgt: „Gott kann sich nicht selbst widersprechen, was heißt, dass seine Wunder der Lehre der Kirche nicht widersprechen können. Doch die NOM weicht von essentiellen Punkten der katholischen Messedoktrin ab. Darum sind die Wunder entweder falsch, oder die NOM ist von Gott; wenn letzteres zutrifft, mit welcher Rechtfertigung klammern sich die Traditionalisten dann noch an der Tradition fest? Denn wenn die NOM, die das Kernstück der Neukirche bildet, durch Wunder bestätigt wird, wird auch die Neukirche von Gott bestätigt, ebenso die Neupäpste, und ich muss ihnen gehorchen. Ich kann ja nicht nach freiem Ermessen wählen, was ich an der Neukirche annehme und was ich ablehne, nicht wahr?“ O doch, das können Sie, und Sie können es nicht nur, sondern müssen es sogar, um ihre absolute Pflicht zur Wahrung des Glaubens zu erfüllen.

Deshalb lautet ein anderer Begriff für das, was Sie „nach freiem Ermessen wählen” nennen, nämlich „unterscheiden”. Alle von uns müssen fortlaufend Unterscheidungen treffen. Dies entspricht dem gesunden Menschenverstand, und dies ist, was der Heilige Thomas von Aquin in seiner wunderbaren Summa Theologiae von Anfang bis Ende tut. Nehmen wir das Argument unseres Freundes etwas näher unter die Lupe.

Die zentrale Frage ist die NOM. Die NOM ist ein Messeritus, ein Buch von mehreren hundert, wenn nicht gar tausend Seiten, das sehr vieles enthält. Von katholischem Standunkt ist der Ritus als Ganzes fraglos schlecht, weil er das Konzept der Messe radikal ändert – diese ist nicht länger ein Sühneopfer, bei dem Gott im Mittelpunkt steht, sondern ein gemeinschaftlich eingenommenes Mahl, bei dem der Mensch im Zentrum steht. Da die meisten Katholiken ihre Religion durch ihre Teilnahme an der Messe praktizieren, heißt dies, dass, wenn sich deren Konzept ändert, sich damit gleichzeitig auch ihre Religion ändert. Aus diesem Grund ist die NOM die hauptsächliche Zerstörerin der wahren Kirche und die hauptsächliche Treibkraft der Neukirche. Darum ist die NOM in ihrer Gesamtheit nicht nur schlecht, sondern sogar sehr schlecht.

Dies bedeutet freilich nicht, dass alle ihre Teile als Teile schlecht sind. Als Teile sind manche davon immer noch katholisch, weil sie dies sein mussten, um, als die NOM anno 1969 eingeführt wurde, bei der grossen Masse der Priester den irrtümlichen Eindruck zu erwecken, sie unterscheide sich nicht grundsätzlich vom tridentinischen Messeritus, besonders hinsichtlich der Transsubstantiation. Sonst hätten die Priester die NOM abgelehnt, und sie hätte ihr Werk, die Zerstörung der Kirche, nicht vollbringen können. Somit ist die NOM hinsichtlich ihrer Teile teils gut und teils schlecht, in ihrer Gesamtheit hingegen zweideutig, verräterisch und ein schiefes Trugwerk.

Doch bezüglich der Menschen gilt: „Dem Reinen ist alles rein” (Titus I, 15). Somit kann die NOM unschuldigen Seelen, die sich der ihr innewohnenden Gefahren für den Glauben noch nicht bewusst sind, dank ihrer Transsubstantiation und ihrer guten Teile immer noch Gnade und geistige Nahrung spenden, besonders wenn ein Priester für sie die NOM zelebriert, der ihre Zweideutigkeiten so katholisch wie möglich macht. „Gott schreibt auf krummen Linien gerade” lautet ein Sprichwort; dies bedeutet auch, dass die schlechten Teile der NOM ihn nicht daran hindern, mit den katholischen Teilen Wunder zu tun, um den Unschuldigen geistige Nahrung zuteil werden zu lassen und die Schuldigen zu warnen.

Deswegen ist die NOM einerseits in ihrer Gesamtheit sehr schlecht, und die Kirche braucht die Traditionalisten unbedingt, damit sie auf diese Tatsache hinweisen, und Seelen, welche die Schlechtigkeit der NOM erkannt haben – was sie zu verschiedenen Zeiten und unterschiedlich schnell tun – die Möglichkeit zum Besuch einer wahren Messe bieten können, so dass solche Seelen den Glauben bewahren und die Krise überstehen können, ohne den Glauben zu verlieren. Andererseits ist die NOM in manchen Teilen immer noch gut genug, um unschuldigen Seelen geistige Nahrung zu bescheren und Gott zum Tun von Wundern zu befähigen, ebenfalls zur geistigen Speisung der Seelen, oder aber zu ihrer Warnung. Hierdurch bestätigt Gott weder die NOM in ihrer Gesamtheit, noch die Neukirche in ihrer Gesamtheit, noch die Neupäpste in ihrer Gesamtheit, sondern er ruft mich dazu auf, meinen Verstand sowie den mir von ihm geschenkten Glauben zu benutzen, um das Gute vom Schlechten zu unterscheiden. Er will keine hirnlosen Roboter in seinem glorreichen Himmel!

 

Kyrie eleison.

 

(17. Dezember 2016)

 

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