Samstag, 19. November 2016
Eleison Kommentare CDLXXXVIII (488)

Ein gutes Kommuniqué?

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CDLXXXVII (488)

Wenn ein Oberer Lügen nicht entlarven will, / Halten brave Katholiken natürlich still.

 

Am 31. Oktober hielt Papst Franziskus in Schweden ein ökumenisches Treffen mit führenden Lutheranern ab, um den nächstes Jahr anfallenden 500. Jahrestag von Luthers Revolte gegen die Katholische Kirche vorzubereiten. Nach der Begegnung unterzeichnete der Papst mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbunds eine gemeinsame Erklärung, die einen neuen, geradezu unglaublichen Skandal darstellt, zumal sie von dem Mann stammt, der eigentlich Christi Stellvertreter auf Erden sein soll. Am 2. November veröffentlichte der Obere des französischen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X. ein Kommuniqué, in dem diese skandalöse Erklärung verurteilt wird. Ein großer Teil des Kommuniqués verdient uneingeschränktes Lob und entspricht dem, was man von den Oberen der Bruderschaft als Zeichen des Widerstands gegen den Ausverkauf der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft an die römischen Neomodernisten erwarten darf, aber die Schlussfolgerung ist so schwach, dass dieser Aufruf das Gegenteil des Gewünschten bewirken könnte.

Pater Bouchacourt beginnt sein Kommuniqué mit dem Hinweis darauf, dass der Skandal der pro-Lutherischen Erklärung des Papstes derart schwerwiegend ist, dass er „nicht schweigen kann“. Jener Abschnitt, in dem Pater Bouchacourt Luther anprangert, ist einwandfrei. Er lautet wie folgt:

Wie können wir” zutiefst dankbar für die geistigen und theologischen Gaben sein, die wir durch die Reformation empfangen haben” (Zitat aus der gemeinsamen Erklärung), wenn Luther doch diabolischen Hass gegen den Nachfolger Petri hegte, blasphemische Geringschätzung für das Heilige Opfer der Messe an den Tag lehnte und die erlösende Gnade unseres Herrn Jesus Christus ablehnte? Er zerstörte auch die Doktrin von der Eucharistie, indem er die Transsubstantiation verwarf, Seelen der Allerheiligsten Jungfrau Maria abspenstig machte und die Existenz des Fegefeuers bestritt. Nein, der Protestantismus hat dem Katholizismus nichts Gutes gebracht! Er hat die Einheit der Christenheit zerstört, ganze Länder der Katholischen Kirche abspenstig gemacht, Seelen dem Irrtum anheimfallen lassen und hierdurch ihr ewiges Heil in Gefahr gebracht. Wir Katholiken wollen, dass die Protestanten zur einen und einzigen Herde Christi zurückkehren, welche die Katholische Kirche ist, und wir beten um die Erfüllung dieses Wunsches. In diesen Tagen, wo wir Allerheiligen begehen, rufen wir St. Pius V., St. Karl Borromäus, St. Ignazius und St. Peter Canisius an, die heroisch die protestantische Häresie bekämpften und die Katholische Kirche retteten.

Doch verglichen mit dieser scharfen Verurteilung Luthers und seiner Lehren ist Pater Bouchacourts Schlussfolgerung recht lahm:

Wir fordern die Gläubigen des Distrikts Frankreich hiermit auf, für den Heiligen Vater zu beten und Buße zu tun, damit Unser Herr, dessen Stellvertreter er ist, ihn vom Irrtum bewahren und ihn auf den Pfad der Wahrheit führen möge, deren Wächter er ist. Ich fordere die Priester des Distrikts auf, eine Sühnemesse zu lesen und vor dem Allerheigsten eine Heilige Stunde zu verkünden, um Verzeihung für diese Skandale zu erflehen und unseren Herrn darum zu bitten, dass sich der Sturm, welcher die Kirche nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert erschüttert, legen möge. Unsere Liebe Frau, Helferin der Christen, rette die Katholische Kirche und bete für uns!

Pater Christian Bouchacourt, französischer Distriktoberer der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Diese Schlussfolgerung ist fromm und zutiefst respektvoll gegenüber Papst Franziskus, doch vermittelt sie wirklich eine Vorstellung von der Schwere der Verfehlung, die der Papst begeht, indem er einen der größten antichristlichen Ketzer der ganzen Kirchengeschichte dermaßen lobt? Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Pater Bouchacourt von Bischof Fellay keine Erlaubnis zur Veröffentlichung seines Kommuniqués erhalten hat. War es etwa Bischof Fellay, der nichts dagegen einzuwenden hatte, dass Luther, der vor 500 Jahren lebte, angeprangert wird, jedoch darauf bestand, die Kritik am Hauptverantwortlichen für die heute und jetzt betriebene Zerstörung der Kirche möglichst mild zu formulieren? Jedenfalls dient das Kommuniqué Bischof Fellays Absicht, traditionalistische Priester und Laien hinters Licht zu führen und in Schlaf zu lullen, indem es suggeriert, dass die angeblich unmittelbar bevorstehende Personalprälatur keinen von ihnen daran hindern wird, päpstliche Skandale anzuprangern, usf. …

Falls dies so ist, begreift Pater Bouchacourt dann, dass er sich, wie sein Vorgänger, womöglich am Verrat an der Piusbruderschaft beteiligt, und sei es auch gegen seinen Willen? Seien wir „ohne Falsch wie die Tauben“, aber auch „klug wie die Schlangen“ (Matthäus X, 16).

 

Kyrie eleison.

 

(19. November 2016)

 

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