Samstag, 6. Februar 2016
Eleison Kommentare CDXLVII (447)

Parasit und Wirt — II.

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CDXLVII (447)

Manche Söhne einer aussätzigen Mutter werden sie verlassen.
Andere werden zu nahe kommen und die Gefahr nicht erfassen.

 

Vor zwei Wochen sind diese „Kommentare“ wieder in ein Minenfeld zurückgetreten, als sie die Position verteidigten, wonach immer noch etwas Katholisches in dem übrig ist, was seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil aus der katholischen Kirche geworden ist. Diese Position ist stark umstritten. Auf der einen Seite handeln beispielsweise die jetzigen Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. so, als ob die Amtskirche in Rom noch derart katholisch sei, daß die katholische Priesterbruderschaft nicht ohne förmliche Anerkennung von Rom auskommen könne. Auf der anderen Seite weisen viele Seelen, welche den katholischen Glauben tatsächlich besitzen, die Vorstellung gänzlich zurück, wonach die jetzt von „Papst“ Franziskus geführte „Kirche“ noch irgendetwas Katholisches besäße. Nun folgt der Versuch festzustellen, daß auf beiden Seiten eine gewisse Wahrheit vorhanden ist.

Der Kern des Problems ist der Modernismus, welcher die wesentliche Erkrankung des Zweiten Vatikanum darstellt. Der Modernismus ist seinem Wesen nach, und zwangsläufig, ein einzigartig aalglattes Wesen. Dies liegt daran, daß sein Grundprinzip in der Anpassung des Katholischen an die prinzipiell anti-katholische moderne Welt besteht. Deshalb wollen die Konzilspäpste wie Paul VI. und Benedikt XVI. sowohl mit der katholischen Tradition brechen, als auch nicht mit ihr brechen. Für jeden vernünftigen Verstand ist das jedoch unmöglich, weil widersprüchlich. Doch da diese Päpste gewählt werden, um die Kirche der modernen Welt gleichzuschalten, besitzen sie keinen vernünftigen Verstand mehr, stattdessen haben sie den Gegensatz von der Wirklichkeit im Blut. Und weil sie schon fast 50 Jahre Zeit gehabt haben, die Kirche von Kopf bis Fuß ihrer Verrücktheit anzupassen, kam eine zur vorkonziliaren Kirche so unterschiedliche Kirche heraus, daß diese Wirklichkeit wahrlich den Namen „Neukirche“ verdient hat.

Selbst wenn eine vorkonziliare katholische Praxis, wie beispielsweise der sakramentale Segen, in der heutigen Neukirche beibehalten wird, so ist doch das geistige Fundament, auf welchem diese Praxis in den Köpfen der Teilnehmer ruht, alles andere als fest, weil die Lehre der Realpräsenz sowohl traditionell als auch nicht-traditionell ist, nachdem sie von modernisierten Priestern konsekriert wurde, welche sowohl Priester als auch Nicht-Priester sind. Wenn man will, so sind sie Priester, doch können sie gleichzeitig auch nur Gemeindevorsteher sein. Was immer man fühlt, ist wahr — weil der Verstand von der objektiven Wirklichkeit abgekoppelt ist. Es ist das Schwimmen in schönen subjektiven Gefühlen, und in der Unwissenheit darüber, was man tut, weil jeder es so macht. Für alle Menschen, die den wahren Glauben besessen, ist dieser Mangel an Objektivität keineswegs schön, sondern widerlich. Kein Wunder, daß solche Seelen dann dazu neigen, die gesamte Neukirche zu verwerfen.

Wenn wir jedoch auf die Wirklichkeit achten, so sind wir verpflichtet zuzugeben, daß in der Neukirche immer noch Glaube vorhanden ist. Ein Laie erzählte mir, daß sein Vater die Novus-Ordo-Messe seit 45 Jahren treu besuchte und noch immer den Glauben besitze. Ein Priester sagte mir, daß er an eine Gläubige sich erinnert, welche dem Erzbischof Lefebvre persönlich ihre Gründe für ihre Notwendigkeit, die Neumesse zu besuchen, darstellte und dieser nur mit dem Schultern zuckte. Ich könnte diese Bezeugungen weiterführen, welche mich erreichen und welche darüber berichten, wie der katholische Glaube diesem Ansturm von allem, was in der Neumesse falsch ist, überlebt. Der Grund für diese wahren Zeugnisse sollte offensichtlich sein: als wesentlicher Teil der subjektiven und mehrdeutigen Religion kann die Novus-Ordo-Messe das sein, was man daraus macht. Ein Priester kann sie „geziemlich“ zelebrieren und ein Katholik kann ihr „andächtig“ beiwohnen. Die Anführungszeichen soll die Vertreter der harten Linie besänftigen, welche darauf bestehen, daß in der Neumesse es weder wahren Anstand noch wahre Andacht geben kann; und wenn sie so sprechen, dann meine ich, daß sie der Wirklichkeit völlig widersprechen. Gott sei Dank ist der liebe Gott der Richter! Zweifellos untergräbt und zerfrißt die Neumesse als solche andauernd den katholischen Anstand und die Andacht, aber zu sagen, daß beide inzwischen nicht mehr in der Neukirche vorhanden seien, erscheint mir doch eine grobe Übertreibung zu sein.

Gewiß sind die Bruderschaftsoberen nicht berechtigt, in die Neukirche eingegliedert werden zu wollen, ganz und gar nicht. Darin sind die noch nicht vom Subjektivismus infizierten Schäfchen stark von dieser Bedrohung gefährdet, und auch die Hirten sind nicht immun dagegen. Wehe den Bischöfen, welche den Subjektivismus in der katholischen Kirche von der Leine lassen, denn sie tragen eine enorme Verantwortung.

 

Kyrie eleison.

 

(6. Februar 2016)

 

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