Samstag, 15. August 2015
Eleison Kommentare CDXXII (422)

Wasser und Provuant

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CDXXII (422)

Zu denken, daß zwei und zwei sind vier;
Und weder fünf noch drei,
Das Menschenherz seit langem ist wund;
Und lange wird es sein.
   — A.E. Housman (1859–1936)

 

Im Mai leitete eine Leserin dieser Kommentare ein kurzes Video (http://youtu.be/Ckhbz4xuLfM) aus dem Weltnetz an mich weiter und sagte, daß es im sozialen Netzwerk Facebook starke Verbreitung gefunden und einen „ungeheuren Einfluß auf die Menschen“ gehabt habe. Das Video zeigt Will Smith, einen bekannten schwarzen US-amerikanischen Unterhalter, welcher über „Progressive Thought Patterns“ ein Gespräch führt. Der Titel „Fortschrittliche Denkmuster“ ist ein klangvoller Name für eines Unterhalters Blödsinn. In der Tat, wer wendet sich schon an Facebook oder Unterhaltungs-Ikonen, um Sinnvolles zu erfahren? Dennoch sollte dieses Thema katholische Christen interessieren, weil genau derselbe Kantische Unsinn, mit welchem die Kirche überhäuft worden ist (siehe Pascendi als Schlüssel zum Zweiten Vatikanischen Konzil), nun auf der Straße unter den normalen Bürgern gärt, ohne daß sie die geringste Kenntnis von Kant oder Pascendi hätten. Es folgen die Worte von Will Smith aus dem erwähnten Gespräch (meine Kommentare sind kursiv gesetzt):?—

„Ich will keine Ikone sein (was er jedoch gewiß ist, weil in Hollywood sehr erfolgreich), sondern eine Idee. Wissen Sie, ich will eine Idee verkörpern. Ich will Möglichkeiten darstellen. Ich will Magie verkörpern, genau, daß Sie also in einem Universum leben und daß zwei plus zwei gleich vier ergibt. Jedoch ergibt zwei plus zwei nur dann vier, wenn Sie akzeptieren, daß zwei plus zwei vier ist. Tatsächlich ergibt zwei plus zwei jedoch, was ich will, wissen Sie, und es ist eine erlösende (sogar eine religiöse Wortverwendung?) Kraft, diese Wahl zu haben, wissen Sie, man spürt, daß man die Wirkung (wahrscheinlich meint er „Ursache“) für alle sich zutragenden Ereignisse ist. Treffen Sie die Wahl, dann entscheiden Sie, was geschehen wird, wer Sie sein und wie Sie es tun werden. Bestimmen Sie einfach selber, und das Universum wird Ihnen von nun an aus dem Weg gehen. Es ist wie Wasser, es will nachgeben und umherfahren, und solche Sachen, also will ich für mich Möglichkeiten symbolisieren. Ich will die Meinung vertreten, daß Sie wirklich machen können, was Sie wollen.“

„Eines meiner Lieblings-Bücher ist „Der Alchemist“ von Paul Coelho, und ich glaube das einfach. Ich glaube, daß ich erschaffen kann, was ich will. Kann ich nur meinen Kopf einsetzen, studieren und die Muster erlernen ( . . . ), dann fühle ich auf starke Weise, daß wir sind, wer wir sein wollen. Ich halte mich für einen Alchemisten. Ein Alchemist ist im Grunde ein mystischer Chemiker, nicht wahr, und eine ihrer großen Leistungen war die Verwandlung eines Batzen Bleis in Gold. Darum verbinde ich sie (meine Idee, vemutlich) symbolisch mit der Fähigkeit, Blei in Gold zu ver wandeln. Meine Großmutter pflegte zu sagen: ‚Gibt dir das Leben eine Limone‚mach’ nur weiter und mache daraus Limonade’ (das ist bloßer Hausverstand, wie vor zwei Generationen üblich. Doch für Will Smith: ) Für mich ist das Alchemie. Genau dieses Konzept steckt hinter Der Alchemist.“

Soweit eine sinnwahrende Wiedergabe von Will Smiths eigenen Worten. Damit soll er nicht lächerlich gemacht, sondern es soll gezeigt werden, wie Kant unter den heutigen gewöhnlichen Menschen wirkt, welche gewiß nicht zur Leserschaft Kants gehören. Beachten wir, daß Will Smith noch über einen Rest an gesundem Menschenverstand verfügt. Wenn das Wort „Alchemist“ wirklich bedeutet, aus Limonen Limonade zu machen, dann anerkennt das Wort die Wirklichkeit. Doch wenn es meint, aus Blei Gold zu machen, wie so häufig der Fall, dann steht das Wort für den uralten Traum von der Flucht aus der Wirklichkeit, oder schlimmer noch, von der Verweigerung gegenüber der natürl ichen Wirklichkeit und sogar vom Rückgriff auf den Teufel, um sie auf eine nicht natürliche Weise zu verbiegen.

Nun ist Will Smith ein Unterhalter und sein Video recht unterhaltsam, womit wir also sein Gesagtes nicht allzu ernst nehmen müssen. Doch erst kürzlich berichtete mir ein professioneller Mathematiker auf dem Höhepunkt seines Berufes in Frankreich, wie er unter seinen Kollegen eine weitverbreitete und verblüffende Verachtung der objektiven Wirklichkeit beobachtet. Das wahre Problem geht also weit über die bloße Unterhaltung hinaus.

 

Kyrie eleison.

 

(15. August 2015)

 

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