Samstag, 13. Juni 2015
Eleison Kommentare CDXIII (413)

Alltagstrott

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CDXIII (413)

Haben die alten Mittel aufgehört zu funktionieren,
Oder brauchen sie bloß neue Kraft fürs Inspirieren?

 

Nicht selten verdienen elektronische Briefe, welche meinen virtuellen Schreibtisch kreuzen, mit den Lesern dieser „Kommentare“ geteilt zu werden. Daher möchte ich nun zwei Briefe zitieren, wie üblich abgekürzt und angepaßt. Der erste stammt von einem jungen Laien und früheren Seminaristen aus Winona, welcher inzwischen zu Vater von einer zahlreichen Familie geworden ist. Er gehört zu jenen Katholiken, welchen gewiß nicht vorgeworfen werden kann, den heutigen universellen Glaubensabfall zu unterschätzen. Dennoch ist er entschlossen dazu, daß noch etwas getan werden kann und auch muß. Er schreibt:?—

„Der heutige institutionalisierte Liberalismus und das ohrenbetäubende Schreien der modernen Menschenmenge nach Barabbas kann leicht zu einer ganzen Ernte von Märtyrern führen. Durchaus sehe ich, vor welchem Hintergrund Sie fragen, ob Gott überhaupt noch eine traditionelle Einrichtung wie ein Priesterseminar usw. haben will. Der hl. Don Bosco mußte im 19. Jahrhundert eine neue Art der „Laien-Mitarbeit“ für seine Arbeit mit Knaben erfinden; also keine Bruderschaft und auch keinen Drittorden, denn er sagte, daß der Teufel seine Taktik geändert habe und somit er (Don Bosco) ebenfalls sich anpassen müßte. Zwar überraschte das Vorgehen von Don Bosco viele gute Katholiken, jedoch erwies seine Anpassung alter Mittel sich als Erfolg.“

„Das alles erwähne ich, weil die Bewahrung des Glaubens heutzutage dem Anschwimmen gegen die wildesten Stromschnellen gleicht. Um meine Familie und mich auf dem Weg in Richtung Himmel zu halten, benötige ich alles, was ich bin und habe. In Anlehnung eines Wortes des hl. Paulus (2. Korinther 11,28–29) könnte ich sagen: ‚Wer von ihnen ist schwach, und ich werde nicht schwach?’ Wohl erinnere ich mich an Ihre Worte vor einigen Jahren im Seminar, daß wo immer wir später im Leben stehen würden, wir Ordnung ins völlige Chaos bri ngen müßten. Dieses Chaos ist heute größer als vor 25 Jahren, weil das Alltagsleben in den letzten Jahrzehnten gehörig sich geändert hat. Auf ausgeklügelte und unerbittliche Weise verspeist heutzutage die Welt die Seelen zum Mittageßen. Die Eltern müssen die bewährten und guten Prinzipien anpassen, um die neuen Taktiken des Teufels abwehren zu können, weil die Mittel, welche früher funktioniert haben, heute womöglich nicht mehr funktionieren. Diese peinlichen Erfahrungen vom heutigen Erziehen werfen die Frage in mir auf, ob nicht auch bei den Seminaren und Berufungen auf ähnliche Weise andere Mittel angewendet werden müssen, um zum selben Ziel zu gelangen.“

Den zweiten elektronischen Brief schrieb ein Priester der „Widerstandsbewegung,“ welcher sagt, daß die alten Mittel durchaus gut sind, jedoch getreulich angewandt werden wollen. Er schreibt:?—

„Es ist unglaublich, wie viele unserer Gläubigen nicht einmal die einfachsten Übungen d es katholischen Glaubenslebens praktizieren. Gewiß wollen sie dem lieben Gott gefallen. Und spezielle katholische Initiativen und Unternehmungen sind nicht schlecht in sich, aber sie sind bei weitem unwichtiger, weil weniger schwierig und verdienstvoll, als der Alltag. Die Menschen wollen Todsünden meiden – mehr nicht. Wie oft muß ich von ihnen hören, daß sie ihre Gebete am Morgen, am Abend oder zu Tisch ‚vergessen’ haben, und das Lesen der Hl. Schrift, der Lebenbeschreibungen von Heiligen oder des Katechismus. Aus diesem Grund arbeite ich daran – ob ‚gelegen oder ungelegen’ –, meine Gläubigen zu überzeugen, ein stetiges und regelmäßiges katholisches Leben zu führen, und daß dies es ist, was wirklich Gefallen bei Gott findet.“

„Das gleiche gilt für die ‚Widerstandsbewegung’. Ich habe meinen Gläubigen gesagt, daß die wirkliche Prüfung das Durchhalten und die Beharrlichkeit ist. Es war vergleichsweise einfach, als wir vor zwei oder drei Jahren im offenen Kampf gestanden und Tritte nach links und rechts abgegeben haben. Aber nun befinden wir uns eher in einem gewissen Grabenkampf. Wir werden unsere Stellung als Bewegung halten, wenn jeder Priester und jeder katholischer Laie seine Stellung im täglichen Leben hält.“

Gott hat keine einzige Seele erschaffen, daß sie in die Hölle komme (1. Timotheus 2,4). Daraus folgt, daß jede Seele die nötigen Mittel erhält, um in den Himmel zu kommen – wenn sie nur will. Diese Mittel mögen schwerfallen, aber sie sind nicht kompliziert, sonst wären sie für viele nicht zugänglich. Die althergebrachten Mittel, insbesondere der tägliche Rosenkranz, sind nicht kompliziert, aber sie müssen auch angewandt werden.

 

Kyrie eleison.

 

(13. Juni 2015)

 

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