Samstag, 18. April 2015
Eleison Kommentare CDV (405)

Vakanzgespür — I.

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CDV (405)

Den häretischen Papst entbinden kann das kirchliche Konzil,
Damit Christ ihn absetze und die Kirche nicht werde schiel
.

 

Die dominikanischen Patres im französischen Avrillé erwiesen uns allen einen großen Gefallen durch ihre Neuveröffentlichung der Überlegungen zur möglichen Vakanz des Stuhles Petri, geschrieben vor ungefähr 400 Jahren vom berühmten thomistischen Theologen Johannes von St. Thomas aus Spanien (1589—1644). Als treuer Nachfolger des hl. Thomas von Aquin konnte er aus der höheren Weisheit des Mittelalters Nutzen ziehen, wo die Theologen noch den Menschen mit dem Maßstab Gottes beurteilten anstatt den lieben Gott mit dem Maßstab des Menschen. Diese letztgenannte Grundrichtung begann aus einer Not heraus (als die Seelen nicht mehr das mittelalterliche Penizillin zu sich nehmen konnten, mußten sie auf ein geringeres Medikament zurückfallen), und gipfelte im Zweiten Vatikanischen Konzil. Im folgenden skizzieren wir die Hauptgedanken des Johannes von St. Thomas über die Verwerfung eines Papstes:? —

I. Kann ein Papst abgesetzt werden?

Antwort: Ja, weil die katholischen Christen verpflichtet sind, von den Häretikern sich zu trennen, nachdem die Häretiker verwarnt worden sind (vgl. Titus 3,10). Zudem versetzt ein häretischer Papst die Gesamtkirche in einen Zustand berechtigter Notwehr. Doch muß der Papst zuerst so öffentlich wie möglich verwarnt werden, für den Fall, daß er dann einen Rückzieher machen möchte. Außerdem muß seine Häresie öffentlicher Natur sein und ebenfalls so öffentlich wie möglich verkündet worden sein, um eine massenhafte Verwirrung unter den Katholiken zu vermeiden, weil diese normalerweise zu folgen verpflichtet sind.

II. Wer muß den Papst öffentlich zum Häretiker erklären?

Antwort: Nicht die Kardinäle. Während sie einen Papst wählen können, dürften sie keinen absetzen, weil die Universalkirche von einem häretischen Papst bedroht ist, und somit einzige die universellste Autorität der Kirche ihn absetzen kann, also ein Kirchenkonzil, bestehend aus einer beschlußfähigen Mindestanzahl aller Bischöfe und Kardinäle der Kirche. Diese würden nicht autoritativ einberufen werden (weil alleine der Papst dies machen kann), sondern unter sich.

III. Kraft welcher Autorität könnte ein Kirchenkonzil den Papst absetzen?

(Hierin liegt das Hauptproblem, weil Jesus Christus dem Papst die höchste Verfügungsgewalt über die ganze Kirche verleiht – ausnahmslos, wie das Erste Vatikanische Konzil im Jahre 1870 definierte. Schon Johannes von St. Thomas führte Argumente der Autorität, der Vernunft und des Kirchenrechts an, um diese höchste Verfügungsgewalt zu belegen. Wie kann nun ein Konzil, welches unterhalb dem Papst steht, ihn absetzen? Johannes von St. Thomas nimmt die Lösung eines anderen berühmten Dominikaner-Theologen, des Thomas Cajetan (1469–1534), an. Die kirchliche Absetzung des Papstes würde nicht den Papst als Papst betreffen, sondern das Band zwischen dem Mann und seinem Papstamt. Auf den ersten Blick mag dies wie Haarspalterei scheinen, doch ist es logisch.)

Einerseits besitzt nicht einmal ein Kirchenkonzil Autorität über den Papst. Andererseits ist die Kirche verpflichtet, Häretiker fernzuhalten und die Schäfchen zu schützen. Somit gilt: so wie auf einem Konklave die Kardinäle die Diener Christi sind, um den gewählten Mann an das Papstamt zu binden, während Christus allein diesem Mann die päpstliche Autorität verleihen kann, so würde das Kirchenkonzil die Diener Christi darstellen, um durch ihre feierliche Erklärung diesen Mann von seinem Papstamt zu entbinden, während allein Christus durch seine göttliche Autorität über den Papst ihn autoritativ absetzen würde. Anders gesagt würde das Kirchenkonzil den Papst nicht von oben, oder autoritativ, absetzen, sondern nur von unten, oder dienstweise. Johannes von St. Thomas bestätigt diesen Schluß durch das kanonische Gesetz der Kirche, welches an mehreren Stellen besagt, daß nur Gott allein den Papst absetzen, aber die Kirche ihren Richtspruch über seine Häresie weitergeben kann.

Wie die Dominikaner von Avrillé zurecht darauf hinweisen, sind heute leider sogut wie alle Kardinäle und Bischöfe so umfassend vom Modernismus infiziert, daß keine menschliche Hoffnung auf die klare Sicht eines Kirchenkonzils bestehen kann, welches den Modernismus der Konzilspäpste verurteilen würde. Wir können also nur beten und auf den göttlichen Eingriff warten, welche in Gottes guter Zeit kommen wird. Nächstens wollen wir untersuchen, ob ein Papst durch seine bloße Häresie nicht bereits automatisch abgesetzt ist.

 

Kyrie eleison.

 

(18. April 2015)

 

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