Dienstag, 29. Jänner 2013
Asylantenmißbrauch

Der Kardinal und das Desaster in der Votivkirche

Dieser Beitrag ist in Zusammenhang mit dem vom Autor schon zuvor im Internet-Tagebuch von Andreas Unterberger publizierten Beitrag „Asylbetrug und Gesellschaftszerstörung“ zu sehen, in dem ein Besuch in der damals noch geöffneten Votivkirche in Wien Ende Dezember 2012 zu einem überraschendem Ergebnis geführt hatte: keine Asylwerber, dafür Uringeruch in der Kirche.

Eine von uns durchgeführte Visite am 9. Jänner 2012 zeigte eine versperrte Kirche mit der Möglichkeit für die Einwanderungswerber, die Votivkirche jederzeit zu  verlassen. Was diese auch taten: Am 16. Jänner 2013 wurden in einem nahegelegenen Lokal sechs Einwanderungswerber nach einer Anzeige von der Polizei verhaftet, zwei wieder freigelassen.

Am Sonntag, dem 13. Jänner 2013, wieder das gleiche Bild, als Journalisten die ausnahmsweise Öffnung der Kirche für die Sonntagsmesse nützen: keine Asylwerber, dafür nur knapp mehr als ein Duzend Gläubige, die an der Messe teilnehmen wollen.

Der Beitrag wurde vom Internet-Tagebuch von Andreas Unterberger mit gleichem Titel übernommen. Der Autor wird höflichst um Duldung der Wiedergabe ersucht.

Sonntag, 13. Jänner 2013, Votivkirche in Wien: Wieder keine Asylwerber, nur knapp ein Duzend Gläubige bei der Sonntagsmesse. Bild: FPÖ-TV, Sendung vom 17. Jänner 2013

 

Der Kardinal und das Desaster in der Votivkirche

Die Festnahme von sechs Besetzern bzw. Asyl-Protestierern der Votivkirche hat bedauerlicherweise zu keiner Veränderung der grundsätzlichen Situation im Gotteshaus geführt. Ganz im Gegenteil hat u.a. die Caritas das Vorgehen des Verfassungsschutzes kritisiert und damit die Einzementierung des Schutzes rechtswidriger Aktivitäten vorangetrieben.

Animiert durch Erlebnisse anlässlich eines Lokalaugenscheins in der Votivkirche am 21. Dezember 2012 hatte ich einen Artikel zum Thema des sogennanten Asylcamps in der Votivkirche verfasst – und um einige Grundsatzforderungen zur Asylpolitik ergänzt – der auch auf diesem Blog erschienen ist.

Ich habe daraufhin unzählige, auch persönliche Reaktionen erhalten, die mir bestätigen, dass diese, den kirchlichen und staatlichen Autoritäten längst entglittene, Aktion im Begriff ist, für die Kirche in Österreich schweren Schaden anzurichten. Ich habe daher am 8. Jänner ein Schreiben an Bischofsvikar Schutzki gerichtet, in dem ich um die sofortige Beendigung dieses unhaltbaren Zustandes ersuchte. Da ich darauf keine Antwort erhielt, habe ich mir erlaubt, ein Schreiben gleichlautenden Inhalts auch an den hochwürdigsten Herrn Kardinal, Eminenz Schönborn, zu richten. Ich möchte die darin enthaltenen Überlegungen der Lesergemeinde dieses Blogs nicht vorenthalten.

Die Menschen, die mir in dieser Angelegenheit nicht nur aus Österreich, sondern auch aus Deutschland und der Schweiz schreiben und von denen sich viele als aktive Katholiken deklarieren, sind entsetzt und empört über die Verhaltensweise kirchlicher Entscheidungsträger, die illegal in Österreich lebende Menschen ermutigen, die durch eine gesetzeswidrige Aktion gewonnene Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für radikale und unerfüllbare politische Forderungen zu missbrauchen und damit gleichzeitig einen Kirchenraum zu entweihen.

Es ist nicht einfach nur „blauäugig", nach mehreren Wochen der möglichen Reflexion, von der verzweifelten Herbergsuche hilfsbedürftiger „Menschen in Bedrängnis" zu sprechen. Diese Menschen suchen nichts weniger als eine „Herberge" und ihre Forderungen haben nichts mit einer humanitären Zwangslage oder der Urgenz unmittelbarer Grundbedürfnisse zu tun.

Es ist schwer zu begreifen, dass auch noch so fromme Kirchenmänner sich weigern, zur Kenntnis zu nehmen, dass die wohlbekannten, jetzt seit Wochen kolportierten und immer wieder erneuerten Forderungen, wie „Anerkennung wirtschaftlicher Asylgründe", „Bleiberecht für alle", „Löschung von Fingerprints", „Berechtigung zur Teilnahme am Arbeitsmarkt" usw. gesellschaftspolitische (und nicht humanitäre) Konzepte von äußerster Tragweite darstellen bzw. beinhalten, deren Betreibung nicht Gegenstand einer aktionistischen Provokation sein kann.

Es wäre absurd, auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, ob einige Dutzend Personen – wer immer diese auch sein mögen – berechtigt sein könnten, der Gemeinschaft eines acht-Millionen-Staates auch nur die Diskussion über Forderungen aufzunötigen, deren Effekte unmittelbar die legitimen Interessen aller Staatsbürger der Republik Österreich betreffen bzw. schädigen. Menschen, die meinen, politische Entscheidungsfindungen von beträchtlicher Reichweite auf diese Weise erpressen zu können, geben damit zu verstehen, dass sie mit der politischen und sonstigen Kultur unseres Landes nichts gemein haben.

Diejenigen kirchlichen Entscheidungsträger, die es verabsäumt haben, den Asylwerbern klar und deutlich zu sagen, dass die dafür vorgesehenen Orte für folgenschwere politische Entscheidungen das Parlament, die politischen Parteien, die Ministerialbürokratien, die einschlägigen internationalen Einrichtungen usw. sind, haben aktiv falsche Erwartungen geweckt und sind für die desaströsen menschlichen und politischen Folgen verantwortlich. Die Kirche hat hier vor den Augen der Öffentlichkeit vorgeführt, dass das entsetzliche Amalgam aus fachlicher Inkompetenz und menschlicher Fehleinschätzung dieselben bitteren Konsequenzen hat wie bewusste Böswilligkeit. Unfähigkeit und Sünde sind auf der politischen Ebene substitutive Güter!

Sollten für die hungerstreikenden Asylsuchenden gesundheitliche Schäden oder noch schlimmere Folgen eintreten, haben die Wiener Oberhirten zumindest die moralische, möglicherweise sogar die strafrechtliche Verantwortung, denn sie haben Schutzbefohlene systematisch falsch beraten.

Noch ist es nicht zu spät! Der Kardinal und der Caritas-Chef sind aufzufordern, die „Kirchenbesetzer" – auch gegen deren Willen – in warme Quartiere zu überstellen und die evidenten Fehler der Kirchenführung in der Öffentlichkeit zu korrigieren. Auch eine offizielle Entschuldigung gegenüber dem Kirchenvolk, das diese Entgleisung jetzt wochenlang mit Langmut – aber wachsendem Unverständnis und Ingrimm – ertragen hat, wäre angebracht. Schließlich haben romtreue Katholiken, zu denen ich mich zähle, die große Sorge, dass die österreichische Kirche diese Fehlleistung nicht ohne Aderlass übersteht.

Für den Fall, dass der Herr Kardinal für die erforderlichen juristischen, organisatorischen und logistischen Maßnahmen in seinem unmittelbaren Umfeld keine Hilfestellung erhalten sollte, ist diese mit Sicherheit aus dem großen Reservoir treuer Katholiken zu rekrutieren. Worauf wartet die Kirchenführung?

Mag. Christian Zeitz, der Autor dieses im Internet-Tagebuch von Andreas Unterberger publizierten Beitrags, ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie und versteht sich als evangelikaler Katholik.

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
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