Montag, 1. September 2014
Eleison Kommentare CCCLXXII (372)

Moses erklärt

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CCCLXXII (372)

Wer als Katholik nach einer tiefgehenden Erklärung des andauernden Irrsinns im Gaza sucht, sollte im Alten Testament Moses lesen. Beispielsweise sagt er: wenn die Israeliten die Gebote Gottes nicht halten, so werden sie „mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes“ geschlagen (Deuteronomium 28,28), neben vielen anderen Flüchen. Pater Meinvielle erklärte, daß die Juden eine theologische Rasse sind und ihrem theologischen Schicksal nicht entkommen können, sondern an Gott gebunden sind wie kein anderes Volk auf Erden.

Im Deuteronomium (Fünftes Buch Moses) gibt Moses den Israeliten ihre letzte feierliche Anweisung, bevor sie das verheißene Land betreten und bevor er stirbt. Im Kapitel 28 (einhergehend mit Leviticus 26) macht Moses den Geist des Herrn (Jehova, Jahwe), des Gottes des Alten Testamentes, identisch mit dem Gott des Neuen Testamentes, sehr deutlich: die Juden werden auf besondere Weise gesegnet (Vers 1–14), wenn sie dem einen wahren Gott gehorchen; und sie werden auf spezielle Weise verflucht (V.15–68), wenn sie ihm ungehorsam sind. So oder so sind sie eine besondere Rasse, welcher eine besondere Kenntnis des einen wahren Gottes gegeben ist für eine besondere Mission Gottes, welche sie für ihn erfüllen müssen – gefolgt von einer speziellen Belohnung oder Bestrafung durch Gott, je nachdem, wie sie diese Mission erfüllen.

Kein Wunder also, daß die Juden denken, sie seien etwas besonderes. In den von Moses aufgezählten Segenserlässen heißt es, daß Gott die Juden „über alle Erdenvölker“ erhöhen (V.1), sie zu „seinem heiligen Volke“ erheben (V.9), und „zum Haupt werden und nicht zum Schwanz lassen“ wird (V.13). Doch bei jedem dieser drei Verse ist bemerkenswert, wie Moses die Überlegenheit der Israeliten an ihren Gehorsam gegen Gott koppelt: wenn sie „gehorchen getreulich der Stimme des Herrn ... und beobachten all seine Gebote“ (V.1), wenn sie „nur seine Gebote halten und auf seinen Wegen wandeln“ (V.9), und wenn sie „nur hören auf die Gebote des Herrn und sie halten und befolgen“ (V.13).

Sollten die Israeliten hingegen versuchen, zu ihren eigenen Bedingungen das überlegene Volk und Gott ungehorsam zu sein (V.15), dann wird eine Vielzahl an Flüchen über sie herabkommen (V.16–68); sie werden verachtet, gehaßt und von allen anderen Nationen zertrampelt: sie werden „über alle Reiche auf Erden verstreut“ (V.25) und mit „Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes“ geschlagen (V.28 – man denke an Gaza!); der Fremde, mit dem sie leben, wird über sie „sich erheben“ und er wird der Kopf und sie der Schwanz sein (V.43–44); ihr Feind wird ihnen ein „eise rnes Joch über den Nacken legen“ (V.48); der Herrgott wird alle Arten von Plagen und Krankheiten verhängen (V.59–61); und „herausgerissen werdet ihr aus dem Lande, in das ihr geht, um es zu besitzen“ (V63). Dies alles werden sie erleiden, weil sie nicht alle Worte von Gottes Gesetz beachtet haben (V.58).

Doch ach, haben alle diese vom großen Moses verkündeten Segenserlässe und Flüche den Israeliten genützt, damit sie ihren Messias und fleischgewordenen Gott erkannten und ihm dienten, als er kam, wie ebenfalls von Moses prophezeit wurde (Deut. 18,15–18)? Nein, stattdessen kreuzigten sie ihn, was seit nun fast 2000 Jahren alle Flüche von Moses auf ihre Häupter herunterkommen ließ. Sie machten sich selber zu dem am meisten verachteten und niedergetrampelten Volk auf Erden, verloren ihr Recht auf das Verheissene Land und wurden daraus vertrieben und überall in die Welt verstreut von der Zerstörung Jerusalems ab im Jahre 70 anno Domini.

Auch bedeutet ihre Wiederinbesitznahme des Heiligen Landes nicht, daß der Fluch aufgehoben ist; weil sie dies nicht zu Gottes, sondern zu ihren eigenen Bedingungen tun – und somit wird just diese Wiederinbesitznahme zu einem Teil des Fluches. Schon Plato sagte (Georgias), daß es besser ist, ein Unrecht zu leiden (untergehen?) als es zu begehen. Folglich sind in der geistlichen Wirklichkeit die Israelis bedauernswerter als die Palästinenser. Haben wir Geduld. Wir „alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes“ (Römerbrief 3,22–23).

 

Kyrie eleison.

 

(30. August 2014)

 

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