Montag, 17. März 2014
Eleison Kommentare CCCXLVIII (348)

Widerstands-Ausrichtung – I.

Bischof Williamsons Eleison Kommentare,
Nummer CCCXLVIII (348)

Im heutigen Katastrophenzustand von Kirche und Welt spielen unter anderem zwei zentrale Prinzipien eine Rolle: das eine ist dauerhaft und primär, das andere vorübergehend und sekundär. Dennoch sind beides zentrale Prinzipien, und ihr Zusammenspiel soll für unser Handeln den Ausschlag geben.

Das dauerhafte Prinzip lautet: „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Hebräerbrief 11,6). Denn Gott stattete alle Menschen mit einem freien Willen aus, welchen sie so benützen sollen, daß sie am Sterbetag zu Gott gelangen und für alle Ewigkeit seiner seligmachenden Schau sich erfreuen können. Diese obligatorischen Bedingungen unserer irdischen Existenz stellen ein enorm großzügiges Angebot vonseiten Gottes dar, wenn wir berücksichtigen, wie relativ wenig von unsrer Seite aus erforderlich ist (Isaias 64,4). Doch das mindeste, was wir tun können, sozusagen als ein bloßer Anfang, ist Gottes Existenz anzuerkennen. Angesichts der Güte seiner Schöpfung um uns herum ist es „unentschuldbar“, über diese ihn nicht anzuerkennen (Römerbrief 1,20). Ohne einen wenigstens elementaren Glauben an Gott ist es folglich unmöglich, ihm zu gefallen.

Das vorübergehende Prinzip sagt, daß der Hirte geschlagen und die Herde zerstreut ist (Sacharja 13,7), wie unser Herr im Garten Gethsemane zitierte (Matthäus 26,31). Nach 4.000 Jahren wiederkehrender menschlicher Dekadenz nahm Gott eine menschliche Natur an, um eine Kirche zu gründen, welche den Menschen in den letzten 2.000 Jahren ihres Erdendaseins die Seelenrettung erlaubt. Während der ersten tausend Jahre dieser 2.000-jährigen Zeit wurde diese Dekadenz auch ernsthaft unterbrochen. Doch dann, einige Jahrhunderte später, fing die Dekadenz wieder an und stieg bis zu dem Punkt an, wo auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil ausgerechnet die Führer von Gottes eigener Kirche –, die Päpste, auf welchen zu fußen die Kirche angelegt worden war, – sehr ernsthaft von dieser Dekadenz angesteckt wurden. Seither ist es für die Menschen sehr viel schwerer geworden, Gottes Ratschluß, wie sie ihre Seelen retten sol len, zu erkennen.

Somit haben einerseits und objektiv betrachtet seit dem Fall der Konzilspäpste die dauerhaften Heilswahrheiten keinen Deut sich geändert. Und diese Heilswahrheiten gilt es unbedingt aufrechtzuerhalten, wenn noch irgendwelche Seelen zu retten sind. Der Rum Erzbischof Lefebvres bestand nun genau darin, diese Wahrheiten gegen die gefallenen Kirchenmänner und die Welt aufrechtzuerhalten. Die Schande seiner Nachfolger wiederum liegt darin, diese Wahrheiten zu gefährden, um den gefallenen Kirchenmännern und ihrer Welt sich wieder anschließen zu können.

Andererseits und subjektiv betrachtet wird die erwähnte Schande abgemildert durch die, als Folge des Falles der Päpste, vorübergehende Verdunkelung dieser großen Heilswahrheiten. Selbst für Bischöfe ist ein klarer Blick nicht gerade einfach, wenn der Bischof von Rom nur noch verbogen sieht. Daraus folgt, daß wer durch die Gnade Gottes – und nichts anderes – klar sehen darf, ein entsprechendes Rundum-Mitgefühl mit den Seelen haben sollte, welche ohne völlige Eigenverschuldung in großer Verwirrung stecken. Deswegen denke ich, daß folgendes gilt: Wenn ein Herr Müller davon überzeugt ist, nur durch Bleiben in der Konzilskirche seine Seele retten zu können, so brauche ich ihm nicht einzubleuen, sie zu verlassen. Wenn Frau Mayer zu der Annahme sich überreden ließ, daß innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. keine gravierenden Probleme vorhanden seien, so brauche ich ihr nicht einzutrichtern, daß sie sehr wohl vorherrschen. Und wenn Herr Schmidt den Glauben nur dadurch zu bewahren können meint, daß er den Stuhl Petri in Rom für vakant hält, so brauche ich ihn nicht weiter zu ermahnen als nur festzustellen, daß seine Annahme nicht obligatorisch ist.

In all dieser Zerstreuung der Schafherde muß trotzdem irgendjemand die objektive Wahrheit aufrechterhalten und sie diesen Schäfchen zugänglich machen, damit die armen Steine dies nicht tun müssen (Lukas 19,40). Denn zur Seelenrettung müssen wir wenigstens nach dieser objektiven Wahrheit streben. Mögen die Katholiken sie mit der gebotenen Rücksicht auf die Blindheit ihrer Mitmenschen anstreben – wenigstens solange, wie der Hirte geschlagen bleibt.

Kyrie eleison.

[15. März 2014]

 

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