Samstag, 16. Jänner 2010
Medjugorje

Zur Ordnung gerufen?

15:10:43 | kreuz.net-Artikel 10506 | Zitatsammlung

Der Wiener Kardinal erhielt gestern in Rom eine inzwischen selten gewordene Ehre – nur der Anlaß dafür war nicht so ehrenhaft.

(kreuz.net) Der Papst hat den altliberalen Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, persönlich zur Ordnung gerufen.

Das schrieb gestern die italienische Webseite ‘papanews.it’ mit Berufung auf Gerüchte aus dem Apostolischen Palast.

Der Kardinal wurde am Freitag vom Heiligen Vater in Privataudienz empfangen.

Die Audienz kann als außerordentlich betrachtet werden, weil Benedikt XVI. – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – durchreisende Kardinäle kaum mehr zu sich bittet.

Der Purpurträger hat diese Woche im Vatikan an einem Treffen der Mitglieder der Glaubenskongregation teilgenommen.

„Mehr Klugheit“

Nach Angaben von ‘papanews.it’ ging es bei der gestrigen Privataudienz um die Medjugorje-Eskapaden des Kardinals um die Jahreswende.

Der Papst soll den Erzbischof gebeten haben, in dieser Sache „mehr Klugheit“ walten zu lassen.

Kardinal Schönborns Medjugorje-Besuch warf in der Öffentlichkeit sehr viel Staub auf.

Zwar bezeichnete der Kardinal diesen Aufenthalt offiziell als „privat“. Er publizierte ihn aber trotzdem lauthals in der Öffentlichkeit.

Schon im Herbst ließ er sein Vorhaben, nach Medjugorje zu reisen, an die Öffentlichkeit durchsickern.

Dann setzte er sich – ohne sich beim zuständigen Ortsbischof zu melden – in Medjugorje sehr öffentlich in Szene. So zelebrierte er eine große Messen in der dortigen Pfarrkirche. Seine Predigt wurde sogar im Radio übertragen.

Kardinal Schönborn ließ sich auch von einer der angeblichen Seher begleiten.

Unkluge Stellungnahmen des Kardinals

Der Aufschrei der Medjugorje-kritischen Ortskirche ließ nicht lange auf sich warten.

Am 2. Januar veröffentlichte der verantwortliche Diözesanbischof von Mostar-Duvno, Mons. Ratko Peric, eine Erklärung, in der er das Verhalten von Kardinal Schönborn scharf kritisierte.

Mons. Peric steht seit seiner Ernennung durch Papst Johannes Paul II. († 2005) dem Medjugorje-Phänomen ablehnend gegenüber.

In der Vergangenheit hat er in in verschiedenen zum Teil sehr langen Stellungnahmen auf zahllose Widersprüche und Ungereimtheiten in den angeblichen Erscheinungen hingewiesen.

Doch der Kardinal schlug die Worte des Bischofs bei anschließenden öffentlichen Stellungnahmen in den Wind.

Nach Wien zurückgekehrt, erklärte er sogar, daß „die Muttergottes in Medjugorje erscheint.“

Die Erscheinungen sind nicht anerkannt

Seine Aufforderung zu mehr Klugheit soll der Papst – so ‘papanews.it’ – vor dem Kardinal damit begründet haben, daß sich der Heilige Stuhl in dieser Sache noch nicht geäußert und viele Kardinäle und Bischöfe aus der ganzen Welt ihre Zweifel über die Echtheit der Erscheinungen zum Ausdruck gebracht haben.

Darum dürfe der Medjugorje-Besuch des Kardinals nicht von gewissen Kreisen instrumentalisiert werden, um Phänomene für echt zu erklären, die der Heilige Stuhl mit Hilfe einer eigenen Kommission untersuchen will.

Dieser Kommission soll – nach unbestätigten Berichten – der emeritierte Vikar für die Stadt Rom, Camillo Kardinal Ruini, vorstehen.

Erst kürzlich hat der emeritierte Präfekt der Heiligsprechungskongregation, José Kardinal Saraiva Martins ein ablehnendes Urteil über Medjugorje zum Ausdruck gebracht.

„Nec laudibus nec timore!“

Seliger Clemens August Kardinal von Galen, Wahlspruch

Es gelten die traditionellen katholischen Begriffsdefinitionen.

 
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